1. Dieses Psalmwort mag heute Anlass sein, einmal an die vielen
Sakristane zu denken, die sich tagaus tagein für das Haus Gottes einsetzen und
dort ihren Dienst tun. Sie wirken im Hintergrund und doch ist ihre Tätigkeit
etwas, was ganz und gar nicht im Hintergrund bleibt. Das Ergebnis ihrer Arbeit
sieht man nämlich im liebevollen und würdigen Schmuck einer Kirche. Diese
Aufgabe ist keine unbedeutende, sondern im Zusammenspiel mit Kirchenmusikern
und Klerus sorgen sie für eine würdige und dem Heiligen entsprechende Liturgie,
ja sind für diese mitverantwortlich. Sie bereiten gleichsam den „heiligen Boden
bzw. Raum“, auf dem sich die feierlichen Zeremonien entfalten können. Wie
wichtig eigentlich ihre Aufgabe ist, kann man noch deutlicher sehen, wenn man
sich den historischen Hintergrund verdeutlicht, vor dem wir heutigen oftmals
mit Schulterzucken und Unverständnis stehen, der aber das kirchliche Leben der
letzten 45 Jahre durchaus geprägt hat, nicht unbedingt zum besseren.
2. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil meinte man an so
manchen (gottlob nicht an allen!) Orten, auf Kirchenschmuck entweder ganz zu
verzichten oder ihn zumindest stark zu reduzieren. Diesem nachkonziliaren
„Bildersturm“, der sich übrigens mit keinem Text des Konzils auch nur irgendwie
rechtfertigen lässt, sind viele Paramente, Statuen, ja ganze Altäre zum Opfer gefallen.
Die praktische Folge war, dass viele Kirchen plötzlich ähnlich grau und
langweilig aussahen wie sich der Alltag in einem Betonhochhaus der 70er Jahre
gestaltete. Der Priester trug anstelle feierlicher, mit viel Kunstfertigkeit
hergestellter Kaseln graue, kunstlose Mantelalben, deren Stoff eher dem eines
„Kartoffelsackes“ ähnelte. Das regelrechte „Leerräumen“ vieler Kirchen tat sein
übriges hinzu. Es wäre ein interessantes und bestimmt auch erschütterndes
Unterfangen, einmal die Zerstörung von kirchlichen Kunstwerken nach dem Zweiten
Vatikanischen Konzil für jeweils einzelne Gegenden zu dokumentieren.
3. Die Intention solcher Aktionen war es, gleichsam
sinnenfällig zu dokumentieren, dass mit der Liturgiereform ein Bruch erfolgt
ist, dass die Kirchengeschichte sich in eine vor- und nachkonziliare Periode
gliedert. Das, was man mit der Epoche vor dem Konzil identifizierte, wurde
bestenfalls in die Sakristeischränke verbannt, schlimmstenfalls besser gleich
vernichtet. Durch die Abschaffung von Altardecken mit Spitzenbesatz glaubten so
manche Kleriker, endlich in der Moderne angekommen zu sein. Ein solcher äußerer
wie aber oftmals auch innerer Bruch mit der Vergangenheit ist der komplette
Gegenentwurf zur nicht nur von Papst Benedikt präferierten „Hermeneutik der
Kontinuität“, die das Konzil in den Strom der Überlieferung einordnet und vor
allem einen solchen „Geist des Konzils“ in Frage stellt, der bemüht wird, wenn
man den Wortlaut des Konzils mehr oder weniger elegant aushebeln will. Die
Liturgie, die Gestaltung der Kirchen, die Kirchenmusik etc. bieten übrigens
sehr gute „Studienmöglichkeiten“, wenn man sich den Unterschied beider Ansätze
– Hermeneutik der Kontinuität versus „Geist des Konzils“ – einmal vor Augen
führen will.
4. Warum Kirchenschmuck, Kirchenarchitektur, Paramentik
etc. nicht bloß der „Zuckerkringel auf der Sahnetorte“ sind, sondern eine
wichtige Funktion in der Glaubensverkündigung besitzen, muss ein andermal
ausführlicher dargelegt werden. Gewisse Ansätze für diese Frage kann man der
Abhandlung über die Kirchenmusik auf dieser Seite entnehmen (http://humanitas-christiana.blogspot.de/2012/06/die-identitatskrise-der-kirchenmusik.html).
5. Um auf den Eingang
zurückzukommen: Allen, die sich für das „Haus des Herrn“ einsetzen, soll einmal
herzlich gedankt werden. Es ist für sie nicht immer einfach, für den Schmuck
und die Ausgestaltung einer Kirche zu sorgen, wenn etwa der verantwortliche
Kleriker ein Anhänger der „Hermeneutik des Bruches“ ist. Hier gilt es im Rahmen
des Möglichen in einem besonnenen Vorgehen für die Weltoffenheit und
Sinnlichkeit des Katholischen einzutreten und nicht zu zaudern, die Schönheit
des katholischen Glaubens den Gläubigen sichtbar zu machen. Auch wenn die Medien
heute oftmals den Katholizismus in die Ecke von Obskurantismus drücken wollen, ist
er gerade das nicht, sondern zeichnet sich im guten Sinne des Wortes „traditionell“
durch Sinnenfreude und Liebe zum Guten, Wahren und Schönen aus. Und genau dies
gilt es, heute wieder erfahrbar zu machen, gerade auch denen, die an die Stelle
der Fülle die Leere und Kunstlosigkeit stellen wollen.
Diesem Dank an die Sakristane schließe ich mich gerne an!
AntwortenLöschenUnd dieser Altar im Alten Peter in München (s. Bild) - ist er nicht wunderbar? Wie sagt ein Bekannter von mir des öfteren: "Dieser Altar schreit nach der alten Messe." ...