Sonntag, 17. Juni 2012

Der Eifer für Dein Haus verzehrt mich

1. Dieses Psalmwort mag heute Anlass sein, einmal an die vielen Sakristane zu denken, die sich tagaus tagein für das Haus Gottes einsetzen und dort ihren Dienst tun. Sie wirken im Hintergrund und doch ist ihre Tätigkeit etwas, was ganz und gar nicht im Hintergrund bleibt. Das Ergebnis ihrer Arbeit sieht man nämlich im liebevollen und würdigen Schmuck einer Kirche. Diese Aufgabe ist keine unbedeutende, sondern im Zusammenspiel mit Kirchenmusikern und Klerus sorgen sie für eine würdige und dem Heiligen entsprechende Liturgie, ja sind für diese mitverantwortlich. Sie bereiten gleichsam den „heiligen Boden bzw. Raum“, auf dem sich die feierlichen Zeremonien entfalten können. Wie wichtig eigentlich ihre Aufgabe ist, kann man noch deutlicher sehen, wenn man sich den historischen Hintergrund verdeutlicht, vor dem wir heutigen oftmals mit Schulterzucken und Unverständnis stehen, der aber das kirchliche Leben der letzten 45 Jahre durchaus geprägt hat, nicht unbedingt zum besseren.

2. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil meinte man an so manchen (gottlob nicht an allen!) Orten, auf Kirchenschmuck entweder ganz zu verzichten oder ihn zumindest stark zu reduzieren. Diesem nachkonziliaren „Bildersturm“, der sich übrigens mit keinem Text des Konzils auch nur irgendwie rechtfertigen lässt, sind viele Paramente, Statuen, ja ganze Altäre zum Opfer gefallen. Die praktische Folge war, dass viele Kirchen plötzlich ähnlich grau und langweilig aussahen wie sich der Alltag in einem Betonhochhaus der 70er Jahre gestaltete. Der Priester trug anstelle feierlicher, mit viel Kunstfertigkeit hergestellter Kaseln graue, kunstlose Mantelalben, deren Stoff eher dem eines „Kartoffelsackes“ ähnelte. Das regelrechte „Leerräumen“ vieler Kirchen tat sein übriges hinzu. Es wäre ein interessantes und bestimmt auch erschütterndes Unterfangen, einmal die Zerstörung von kirchlichen Kunstwerken nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für jeweils einzelne Gegenden zu dokumentieren.

3. Die Intention solcher Aktionen war es, gleichsam sinnenfällig zu dokumentieren, dass mit der Liturgiereform ein Bruch erfolgt ist, dass die Kirchengeschichte sich in eine vor- und nachkonziliare Periode gliedert. Das, was man mit der Epoche vor dem Konzil identifizierte, wurde bestenfalls in die Sakristeischränke verbannt, schlimmstenfalls besser gleich vernichtet. Durch die Abschaffung von Altardecken mit Spitzenbesatz glaubten so manche Kleriker, endlich in der Moderne angekommen zu sein. Ein solcher äußerer wie aber oftmals auch innerer Bruch mit der Vergangenheit ist der komplette Gegenentwurf zur nicht nur von Papst Benedikt präferierten „Hermeneutik der Kontinuität“, die das Konzil in den Strom der Überlieferung einordnet und vor allem einen solchen „Geist des Konzils“ in Frage stellt, der bemüht wird, wenn man den Wortlaut des Konzils mehr oder weniger elegant aushebeln will. Die Liturgie, die Gestaltung der Kirchen, die Kirchenmusik etc. bieten übrigens sehr gute „Studienmöglichkeiten“, wenn man sich den Unterschied beider Ansätze – Hermeneutik der Kontinuität versus „Geist des Konzils“ – einmal vor Augen führen will.  

4. Warum Kirchenschmuck, Kirchenarchitektur, Paramentik etc. nicht bloß der „Zuckerkringel auf der Sahnetorte“ sind, sondern eine wichtige Funktion in der Glaubensverkündigung besitzen, muss ein andermal ausführlicher dargelegt werden. Gewisse Ansätze für diese Frage kann man der Abhandlung über die Kirchenmusik auf dieser Seite entnehmen (http://humanitas-christiana.blogspot.de/2012/06/die-identitatskrise-der-kirchenmusik.html).

5. Um auf den Eingang zurückzukommen: Allen, die sich für das „Haus des Herrn“ einsetzen, soll einmal herzlich gedankt werden. Es ist für sie nicht immer einfach, für den Schmuck und die Ausgestaltung einer Kirche zu sorgen, wenn etwa der verantwortliche Kleriker ein Anhänger der „Hermeneutik des Bruches“ ist. Hier gilt es im Rahmen des Möglichen in einem besonnenen Vorgehen für die Weltoffenheit und Sinnlichkeit des Katholischen einzutreten und nicht zu zaudern, die Schönheit des katholischen Glaubens den Gläubigen sichtbar zu machen. Auch wenn die Medien heute oftmals den Katholizismus in die Ecke von Obskurantismus drücken wollen, ist er gerade das nicht, sondern zeichnet sich im guten Sinne des Wortes „traditionell“ durch Sinnenfreude und Liebe zum Guten, Wahren und Schönen aus. Und genau dies gilt es, heute wieder erfahrbar zu machen, gerade auch denen, die an die Stelle der Fülle die Leere und Kunstlosigkeit stellen wollen. 


1 Kommentar:

  1. Diesem Dank an die Sakristane schließe ich mich gerne an!

    Und dieser Altar im Alten Peter in München (s. Bild) - ist er nicht wunderbar? Wie sagt ein Bekannter von mir des öfteren: "Dieser Altar schreit nach der alten Messe." ...

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