Mittwoch, 30. Mai 2012

Michel Chapuis, Improvisation


Ein faszinierendes Beispiel hoher Improvisationskunst. Michel Chapuis improvisiert hier im "stylus phantasticus" des norddeutschen Barocks in der Tradition Buxtehudes, Lübecks, Böhms. Toccatenartige Passagen mit schnellen, virtuosen Läufen lösen sich mit fugierten Abschnitten ab. Es fallen einem unwillkürlich die Worte des greisen Jan Adam Reincken ein, die er an Johann Sebastian Bach richtete, als er diesen über den Choral „An Wasserflüssen Babylon“ improvisieren hörte; „Ich dachte, diese Kunstwäre ausgestorben. Ich sehe aber, dass sie in Ihnen noch lebt“.

P.S.: Die Improvisation beginnt 00:40. Zuvor werden Bilder der Kirche Saint-Louis en l'Ile in Paris gezeigt.

Sonntag, 27. Mai 2012

Veni creator spiritus in der Fassung von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594)


Im vorliegenden Beispiel wechselt sich jeweils eine polyphone Bearbeitung, der jeweils der gregorianische Cantus firmus zugrunde liegt, mit einer gregorianisch gesungenen Strophe ab. Das gregorianische "Veni creator spiritus" zu Beginn dient gleichsam als Intonation, vergleichbar dem vom Zelebranten intonierten "Gloria in excelsis Deo", dem auch ein polyphoner Satz folgen kann. 

Es handelt sich um einen der bekanntesten Hymnen der Lateinischen Liturgie. Gemeinhin schreibt man ihn Rabanus Maurus (780-856) zu. Er dient als Hymnus der Pfingstvesper und wird auch bei Weihen etc. gesungen. Im deutschen Kirchenlied ist er die textliche Grundlage für "Komm, Schöpfer Geist".

Das Griechische in der päpstlichen Liturgie


In feierlichen Papstmessen wird das Evangelium sowohl Lateinisch als auch Griechisch gesungen. Dieser Brauch, der schon in den Ordines Romani bezeugt ist, dürfte aus der Zeit stammen, in der es in Rom eine nicht kleine griechischsprachige Gemeinde gab. Heutzutage ist dieser Brauch ein Symbol dafür, dass die Botschaft des Evangeliums bis an alle Enden der Erde gelangt. Latein und Griechisch sind die beiden wichtigsten Weltsprachen der Kaiserzeit und Spätantike und symbolisieren Ost und West. Zum anderen kann man es auch als Symbol für die große Nähe von römischer und byzantinischer Kirche sehen, die trotz vieler Spannungen in der Geschichte auch und vielleicht gerade heute besteht und auch so von immer mehr Vertretern der Kirchen empfunden wird. Schließlich ist der Dialog mit den Ostkirchen ein großes und wichtiges Anliegen unseres Papstes.

Griechisch - die Sprache des Neuen Testaments und der byzantinischen Kirche


Beginnen wollen wir unsere kleine Sprachgeschichte heute mit der griechischen Sprache als der Originalsprache des NT, weshalb ihr in der christlichen Tradition eine besondere Dignität zukommt. Das Griechische ist mit dem Lateinischen zusammen die wichtigste Kultursprache des antiken Europas und beide Sprachen sind für eine intensive Auseinandersetzung mit europäischer Kultur und Geistesgeschichte unabdingbare Voraussetzungen.

Die frühesten Sprachzeugnisse des Griechischen stammen aus Mykenischer Zeit, gehören also dem 14. – 12. Jh. v. Chr. Diese sind in einer Silbenschrift verfasst, die auch als Linear B bekannt ist. Sie wurde erst im 20. Jh. entziffert. Die charakteristische Schrift der Griechen, die sie bis auf den heutigen Tag verwenden, verdankt sich der Übernahme und Adaptation des phönizischen Alphabets gegen 800 v. Chr. Nun steht einer Herausbildung der großen klassischen Literatur nichts mehr entgegen. Die führende Stadt ist hierbei im 5. und 4. Jh. Athen, so dass das attische Griechisch eine besondere Bedeutung erhält. Stellvertretend seien hier Namen wie Thukydides, Platon, Xenophon und Aristophanes genannt.

Beim Griechischen des NT handelt es sich allerdings nicht um das klassische Griechisch, sondern das sog. Koine-Griechisch (= Gemeinsprache), das durch die Feldzüge Alexanders des Großen und die gewaltige Ausbreitung griechischer Kultur entstanden ist. Die verschiedenen Dialekte des Griechischen (Attisch, Jonisch, Dorisch etc.) werden zu einer einzigen Sprachform vereinigt, wobei das Attische gewissermaßen die Funktion einer „Leitsprache“ übernimmt.

Griechisch wurde im Hellenismus zu einer Weltsprache im Sinne einer Verkehrs- und Standardsprache, die von Südfrankreich (griechische Kolonien waren dort zB. Nizza und Marseille) bis nach Indien und ins heutige Afghanistan gesprochen wurde. Im römischen Reich, das die hellenistischen Diadochenreiche ablöste (Diadochen sind die Nachfolger Alexanders des Großen), waren viele gebildete Römer zweisprachig. Kaiser Marc Aurel schreibt seine „Selbstbetrachtungen“ nicht lateinisch, sondern griechisch, vermutlich in dem Empfinden, dies sei die der Philosophie angemessene Sprache. Ab dem 4. Jh. geht die Zweisprachigkeit Im Westen immer mehr zurück. Augustinus zB. berichtet in seinen Confessiones, wie mühsam er die griechische Sprache erlernte. Personen wie der große Philosoph und Staatsmann Boethius, der als Lateiner im 6. Jh. hervorragend Griechisch beherrschte, sind in dieser Zeit schon große Ausnahmen. 

Anders sieht die Situation im Osten des römischen Reiches aus. Das Lateinische hatte sich hier nie wirklich durchsetzen können, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die Umgangssprache im Byzantinischen Reich das Griechische war. Die Verwaltungs- und Rechtssprache ist zwar bis Kaiser Justinian Lateinisch, aber die lingua franca des Ostens war schon immer das Griechische. Die Schriftsteller hatten sich etwa seit dem 1. Jh. v Chr. von der Koine abgewendet und dem Vorbild der klassischen attischen Autoren des 5. / 4. vorchristlichen Jahrhunderts zugewendet. Man nennt dies auch „Attizismus“. Wer etwas auf sich hielt, schrieb so wie Xenophon. Diese attizistische Tendenz wird auch im Byzantinischen Reich gepflegt, so dass immer mehr eine Diglossie, d. h. ein Auseinandertreten von gesprochener Volks- und Schriftsprache eintritt, die für die griechische Sprache charakteristisch bleiben sollte. 

Nach der türkischen Eroberung Griechenlands und Konstantinopels (1453) halten die Griechen an ihrer Sprache fest, nehmen aber viele Lehnworte aus dem Türkischen auf. Nach dem Ende der türkischen Herrschaft 1823 gibt es Bestrebungen, zur klassischen Sprache der Antike zurückzukehren. Allerdings wählt man als Schriftsprache eine dem antiken Griechisch nahestehende Sprachform, die allerdings nicht völlig identisch mit diesem ist. Man bezeichnet sie als die „Reinsprache“ (Kathareuousa) gegenüber der „Volkssprache“ (Demotike). Erstere ist die offizielle Sprache Griechenlands gewesen und wurde obligatorisch im Bildungs- und Rechtswesen verwendet. Erst 1976 wurde in Griechenland die Vorherrschaft der Kathareuousa zugunsten der Volkssprache aufgegeben. Neben einer noch heute in Kathareuousa erscheinenden Zeitung (Hestia) pflegt die orthodoxe Kirche in ihren offiziellen Verlautbarungen die alte Hochsprache.

In ihrer Liturgie verwendet sie weder Kathareuousa noch Demotike, sondern die alte Koine, so dass man mit guten Griechisch-Kenntnissen eigentlich alles verstehen kann, wenn auch nicht vom Hören, so denn doch mit Textvorlage. Denn die Aussprache ist auch in der Liturgie die neugriechische, die sich von unserer Aussprache an Schulen und Universitäten beträchtlich unterscheidet.

Abschließend noch die kleine Textprobe Apg 2, 1-4:         

1Καὶ ἐν τῷ συμπληροῦσθαι τὴν ἡμέραν τῆς πεντηκοστῆς ἦσαν πάντες ὁμοῦ ἐπὶ τὸ αὐτό.
2καὶ ἐγένετο ἄφνω ἐκ τοῦ οὐρανοῦ ἦχος ὥσπερ φερομένης πνοῆς βιαίας καὶ ἐπλήρωσεν ὅλον τὸν οἶκον οὗ ἦσαν καθήμενοι:
3καὶ ὤφθησαν αὐτοῖς διαμεριζόμεναι γλῶσσαι ὡσεὶ πυρός, καὶ ἐκάθισεν ἐφ' ἕνα ἕκαστον αὐτῶν,
4καὶ ἐπλήσθησαν πάντες πνεύματος ἁγίου, καὶ ἤρξαντο λαλεῖν ἑτέραις γλώσσαις καθὼς τὸ πνεῦμα ἐδίδου ἀποφθέγγεσθαι αὐτοῖς.

... und vereint die vielen Sprachen im Bekenntnis des einen Glaubens...

Das heutige Hochfest Pfingsten stellt eine hervorragende Gelegenheit da, damit zu beginnen, sich einmal – wenn auch nur exemplarisch - die Fülle verschiedener Sprachen vor Augen zu führen, die in der frühen Geschichte des Christentums eine besondere Bedeutung besaßen und als Liturgie- und Kirchensprachen meist noch heute besitzen. Viele dieser Sprachen haben bereits eine bewegte vorchristliche Geschichte, andere dagegen verdanken ihre Bedeutungszunahme erst dem Christentum. An das Ende jeder kleinen Sprachbetrachtung wird als kleine Sprachprobe der Anfang der Pfingst-Lesung (Apg 2, 1-4) als immer wiederkehrendes Motiv treten. Auch wenn man nicht in der Lage ist, diese wörtlich zu übersetzen (und wer könnte für sich schon in Anspruch zu nehmen, nicht nur das Lateinische und Griechische, sondern ebenso das Armenische, Koptische, Syrische etc. gleichermaßen zu beherrschen?), vermittelt zumindest das häufig fremde Schriftbild einen lebendigen Eindruck der bunten Verschiedenheit der großen Kultursprachen, die jede für sich in der langen Geschichte des Christentums ihre unauslöschlichen Spuren hinterlassen hat.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Ist der Papst katholisch? Hans Küng und der Sedisvakantismus


1. Wenn man auf eine als überflüssig empfundene Frage, deren Antwort von vornherein klar erscheint, eine spaßig gemeinte rhetorische Gegenfrage erwidern will, sagt man bisweilen: „Ist der Papst katholisch?“ Es mag überraschend und vielleicht auch befremdlich erscheinen, dass es Zeitgenossen gibt – wenn auch nur eine sehr geringe Zahl – die auf diese Frage im Brustton der Überzeugung „Nein“ antworten würde. Man nennt sie „Sedisvakantisten“, da sie der Meinung sind, dass seit 1958 der Stuhl Petri unbesetzt, d. h. sedisvakant sei. Warum? Weil Johannes XXIII. durch die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils und dessen Beschlüsse zum Häretiker geworden sei, und ein solcher könne nicht rechtmäßiger Papst sein. Da seine Nachfolger allesamt das Zweite Vatikanum nicht widerrufen hätten, seien eben alle Päpste von Paul VI. bis zu Benedikt XVI. nur Scheinpäpste gewesen. Da die Änderungen der Weiheformulare die nach diesen erteilten Weihen ungültig gemacht hätten, seien sämtliche sakramentale Handlungen der katholischen Kirche, die meist abschätzig als „Vatikanum II-Sekte“ bezeichnet wird, ebenfalls null und nichtig. Es gibt sogar Gruppierungen und Kleinstgruppen, die dem Problem der empfundenen Sedisvakanz dadurch begegnen wollen, indem sie aus ihren Reihen selbst einen Papst wählen. So kommt es, dass es derzeit eine ganze Reihe von „Gegenpäpsten“ gibt, auf deren namentliche Exkommunikation von seiten des Vatikans meistens verzichtet wird, da ihre Anhängerschaften über den Promillebereich nicht hinausgehen und ihr Widerhall in der Öffentlichkeit praktisch nicht spürbar ist.
 
2. Ein reichlich skuriles Weltbild, werden Sie sagen. Es scheint der Versuch zu sein, das eigene Missempfinden an den nachkonziliaren Entwicklungen dahingehend zu lösen, dass man der als verantwortlich angesehenen Hierarchie die Kompetenz, ja mehr noch deren „Katholischsein“ abspricht und so die Legitimation erhält, als Vertreter der „Wahren katholischen Kirche“ eigene Strukturen aufzubauen, in deren Rahmen die Kirche vor ihrem Untergang gerettet werden kann. 

3. Interessant ist nun, dass sich solche Gedanken nicht ausschließlich am extremen rechten Flügel der Kirche  (und darüber hinaus) zu finden scheinen, sondern auch in dessen linkem ideologischen Widerlager. In einer Presseaussendung hat der bekannte Theologe Hans Küng den Papst nachdrücklich vor einer Wiedereingliederung der Priesterbruderschaft St. Pius X. gewarnt (http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/FREMDE-FEDER-HANS-KUeNG-Papst-provoziert-Ungehorsam;art4306,1473550). Der gegenwärtige Papst drohe dann selbst zum Schismatiker zu werden und die Folge hiervon sei: 
Ein schismatischer Papst verliert gemäß derselben Kirchenrechtslehre sein Amt. Zumindest kann er nicht auf Gehorsam rechnen. Papst Benedikt würde also die schon überall wachsende Bewegung des "Ungehorsams" gegenüber einer Hierarchie, die dem Evangelium ungehorsam ist, fördern. Für das schwere Zerwürfnis und den Unfrieden, den er damit in die Kirche hineintrüge, hätte er allein die Verantwortung.
Auch wenn hier der Papst nach Hans Küng durch eine etwaige Rekonziliation besagter Bruderschaft nicht zum Häretiker, sondern "nur" zum Schismatiker zu werden drohe, würde er sein Amt, zumindest aber den Anspruch auf Gehorsam verlieren. Man kann hier sehr schön die Ähnlichkeit der Argumentationsstrukturen erkennen: Der Papst tut etwas, was der eigenen Überzeugung – hier die Rekonziliation, dort die Beschlüsse des Zweiten Vatikanums – zuwiderläuft, so dass er seinen Anspruch auf den Stuhl Petri verliert. In beiden Fällen dient dieses Denkmuster als Legitimation für den eigenen Ungehorsam gegenüber päpstlichen Entscheidungen und Positionen, der gleichsam zur Notwendigkeit, zum Gebot der Stunde wird.

4. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Hans Küng in seiner Argumentation offenbar aus Denkmuster zurückgreift, die ihm sonst fern liegen mögen. So behauptet er im ersten Abschnitt seiner Pressemitteilung, die von Erbischof Lefebvre im Jahre 1988 gespendeten Bischofsweihen seien ungültig. Es ist interessant, dass Hans Küng zB. in seinem Einsatz für die Abendsmahlsgemeinschaft zwischen der katholischen Kirche und den reformatorischen Gemeinschaften Kategorien von „Gültig-Ungültig“ ausklammert, ja ausklammern muss, wird doch das Abendmahl der Reformation aufgrund des sogenannten „defectus ordinis“, d. h. der fehlenden Weihevollmacht der evangelischen Amtsträger, katholischerseits nicht anerkannt. Bemerkenswert ist noch ein zweiter Aspekt: So unterschiedliche Ideale, Kirchenbilder und Intentionen die Vertreter sedisvakantistischer Positionen und Hans Küng im einzelnen auch vertreten mögen, in der Quintessenz ihrer Ideenwelt scheinen sie sich zu treffen, eine fürwahr unfreiwillig komisch anmutende „coincidentia oppositorum“ (Zusammenfall der Gegensätze).

Sonntag, 20. Mai 2012

Georg Friedrich Händel (1685-1759): Orgelkonzert F-Dur - op. 4/5


Ordentlicher und außerordentlicher Usus und der garstige Graben in den Köpfen


1. Als Papst Benedikt XVI. am 7. 7. 2007 das Motu proprio „Summorum pontificum“ promulgierte, war dessen Aufnahme durchaus zurückhaltend. Gerade in Theologenkreisen wurde hierin ein Rückschritt befürchtet, ja man sah bereits die nach dem Zweiten Vatikanum vollzogene Liturgiereform in Gefahr, was durch den Wortlaut des päpstlichen Schreibens in keiner Weise gedeckt ist. Aus solchen Statements kann man eine Reserviertheit, wenn nicht sogar deutliche Ablehnung der liturgischen Formen erkennen, die bis zur Einführung des Missale Romanum Pauls VI. 1970 galt. Die „Tridentinische Messe“, wie man auch heute noch sagt, und ihre als typisch angesehenen Charakteristika (Zelebration mit „dem Rücken zum Volk“, Lateinische Kultsprache etc.) wird von manchen mit einer gewissen Rückständigkeit gleichgesetzt, bestenfalls ein Zugeständnis an etwas wunderliche und merkwürdige Personen, die mit der heutigen, modernen Welt einfach nicht zurechtkommen. Umgekehrt wird in traditionellen Kreisen die erneuerte Liturgie der Kirche bestenfalls als defizient gebrandmarkt; für eine allerdings kleinere Schar ist der „Novus Ordo“, wie man dort gerne sagt, geradezu Inbegriff des Häretischen, ja Antikatholischen, so dass man meint, sich in die Wagenburg der „Alten Liturgie“ zurückziehen zu müssen.

2. Wenn man hier ausgewogen und ohne Polemik, die zwischen beiden Lagern leider reichlich ausgetauscht wird, zu einem vernünftigen Standpunkt gelangen will, so wird man verschiedene Ebenen zu beachten haben. Zum einen darf man natürlich auch die Liturgiereform einer Analyse unterziehen. Hierbei kann man bei der Betrachtung der jeweiligen Änderungen gegenüber den liturgischen Büchern von 1962 im Detail bisweilen legitimerweise unterschiedlicher Meinung sein. Ist man in einigen Fällen vielleicht zu weit gegangen? Hätte man nicht behutsamer vorgehen müssen? Dient es zB. dem pastoralen Nutzen, das Schuldbekenntnis zu Beginn der Messe oder das alte Invitatorium „Orate fratres“ als fakultativ zu betrachten? Sind die neuen Offertoriumsgebete vielleicht etwas zu stark reduziert? Andererseits gibt es doch auch Verbesserungen. So ist z. B. die Zahl der Präfationen im Vergleich zum Missale Romanum 1962 sehr vermehrt worden, um den einzelnen Festen auch am Beginn des Hochgebetes ihre eigene Prägung zu geben. Andere Anstöße der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, wie zB. eine stärkere Einbeziehung des Stundengebetes in die gemeindliche Liturgie, sind in der Praxis leider  nicht oder nur sehr partiell umgesetzt worden.

3. Aber es dürfte bei allen Kontroversen außer Frage stehen, dass die sich streng an die liturgischen Bücher haltende Zelebration der ordentlichen Liturgie, sei es die Hl. Messe, sei es das Stundengebet der Kirche, in sich würdig und erhaben ist. Hier sei etwa an die päpstliche Liturgie erinnert, die sich durch den seit 2008 tätigen päpstlichen Zeremoniar Guido Marini stärker als unter dessen Vorgänger einer „Hermeneutik der Kontinuität“ verpflichtet sieht. Hiermit berühren wir allerdings m. E. das Kernproblem: Von Anfang an nämlich hat die erneuerte Liturgie mit Problemen zu kämpfen, die nicht in ihrem innersten Wesen liegen, sondern von anderen zeitbedingten Entwicklungen herrühren. Es ist die Zeit der Studentenunruhen, der Kulturrevolutionen. Viele wollten mit alten Traditionen bewusst brechen, alte Zöpfe abschneiden. Von diesem Zeitgeist blieb auch so mancher Pfarrer und Kaplan nicht unberührt. Die Weisungen des Zweiten Vatikanums sind nämlich dahingehend missgedeutet worden, das nun eine schrankenlose Freiheit in der Liturgie gegeben sei, die das liturgische Geschehen in das Belieben des einzelnen Klerikers stelle, sehr oft zum großen Erschrecken des Kirchenvolkes, das jedoch überhaupt nicht gefragt worden ist. Diese „liturgische Kreativität“ war und ist im klassischen römischen Ritus in der Tat in diesem Maße völlig undenkbar, mag es auch hier und da immer schon kleinere oder größere Verstöße gegen die liturgische Ordnung der Kirche gegeben haben. Sich progressiv dünkende Kleriker erblickten nach dem Konzil an vielen Orten die Zukunft der Liturgie in der bewussten Entsakralisierung, im bewussten Abrücken von einer ganz auf das Heilige ausgerichteten Liturgie. Man formuliert eigene Texte oder fügt in die offiziellen Gebeten eigene Gedanken an, die oft ungeschickt und unbeholfen wirken. Die Kirchen wurden „entrümpelt“, Statuen, Altäre entfernt, die erhabenen kostbaren Paramente kamen in die Altkleidersammlung oder wurden in die Sakristeischränke verbannt. Hierzu gehört auch der erschütternde Verfall der Kirchenmusik; an die Stelle des Chorals und der mehrstimmigen Kirchenmusik tritt häufig Musik im Stile der modernen Unterhaltungsmusik, im letzten unfähig, den Menschen über diese Welt hinaus zum göttlichen Geheimnis hin zu erheben. Nicht zu vergessen ist selbstverständlich der praktische Verlust der lateinischen Liturgiesprache in so vielen Gemeinden und das faktische Monopol der Volkssprachen in der Liturgie. Natürlich besitzt die Volkssprache ihre Berechtigung in der Liturgie. Jedoch gibt es Gemeinden, in denen seit 40 Jahren kein einziges lateinisches Hochamt mehr gefeiert worden ist. Dies alles hat mit der Liturgiekonstruktion, mit der Liturgiereform und mit dem neuen Ritus nichts zu tun, sondern steht im offenen Widerspruch zum Willen des Konzils und der Kirche; diese Phänomene sind kein liturgischer Fortschritt, sondern müssen als erschütternder Verfall und Verwahrlosung angesehen werden.

4. Vor diesem Hintergrund sind viele Ansatzpunkte für eine „Neue liturgische Bewegung“ gegeben. Wichtig wird es sein, die Kontinuität zwischen dem außerordentlichen und dem ordentlichen Usus zu betonen. Es sind ja nicht zwei sich unversöhnlich gegenüberstehnde Liturgien, die zwei verschiedenen Kirchen, einer sog. vor- und nachkonziliaren Kirche angehören würden. Beide sind doch auf die Verehrung und Anbetung der göttlichen Majestät ausgerichtet, realisieren diese auf etwas unterschiedliche Weise. Angesichts einer weltweiten Krise der heutigen Liturgie ist die Freigabe der „tridentinischen“ Liturgie der Kirche durch Papst Benedikt von großer Bedeutung. Gerade um der rechten Aneignung der neuen Missale muss die Exkommunikation des alten aufhören – so Papst Benedikt XVI. in seiner Autobiographie. Man muss den ordentlichen Usus endlich flächendeckend in der Tradition der katholischen Liturgie und Theologie verstehen lernen und darf ihn nicht als einen totalen Neuanfang sehen. Diese Sichtweise nämlich widerspricht nicht nur der lehramtlichen Sichtweise, sondern führt auch letztlich zu „Zerstörungen an heiliger Stätte“.

5. Nicht in einem Gegeneinander, sondern einem Miteinander beider Usus sollte die Zukunft der römischen Litugie liegen. Interessanterweise ist in der jüngeren Generation teilweise eine größere Offenheit und Gelassenheit zu beobachten: Man kann sich durchaus der ordentlichen Form der römischen Liturgie verbunden fühlen, ohne die außerordentliche Form abzulehnen, ja vielleicht sogar dann und wann an ihr teilnehmen. Es ist an der Zeit, den „garstigen Graben“, der in manchen Köpfen zwischen beiden Formen der römischen Liturgie liegt, endlich aufzufüllen. Denn auch dies ist Fakt: Beide Usus gehören liturgierechtlich betrachtet zur römischen Liturgie. Somit kann man trotz einer durchaus legitimen besonderen Verbundenheit und Verwurzelung in einem Usus den jeweils anderen nicht von Grund auf ablehnen, ohne sich von den Vorgaben des Lehramtes zu entfernen. 

Montag, 14. Mai 2012

Warum wird Latein eigentlich als Kirchensprache bezeichnet?


Der erste Beitrag dieses Blogs soll sich der Frage widmen, warum Latein denn überhaupt als die Kirchensprache, als Muttersprache der Kirche, ja sogar als „wahrhaft katholische Sprache“ bezeichnet werden kann, alles Epitheta übrigens, die aus entsprechenden päpstlichen Schreiben und den Texten verschiedener Provinzialsynoden des 19. und 20. Jahrhunderts stammen. Kann die Kirche überhaupt so etwas wie eine "eigene" Sprache haben? Richtet sie sich denn nicht an Menschen vieler verschiedener Sprachen, so dass sie sich den Luxus einer "exklusiven" Sprache gar nicht leisten kann?

Die Rede von der "lateinischen Kirchensprache" ist überhaupt nicht gegen die Volkssprachen gerichtet ist, die selbstverständlich ihre eigene Würde besitzen und auf die die Kirche in ihrer Verkündigung nicht verzichten kann und es auch nie getan hat, sondern zunächst aus dem geschichtlichen Werden heraus zu erklären. Das Lateinische hat für die römisch-katholische Kirche nämlich eine ähnlich überragende Bedeutung wie für die orthodoxen Kirchen das Griechische oder Kirchenslawische, wie für die jeweiligen orientalischen Kirchen das Syrische, Armenische, Altgeorgische etc. Auch wenn der kirchliche Gebrauch der lateinischen Sprache im Vergleich zu früheren Jahrhunderten zurückgegangen ist – sie ist aber auch heute noch die offizielle Sprache der katholischen Kirche- , muss man sich vor Augen führen, dass die gesamte westliche Theologie zusammen mit Kirchenrecht und die Liturgie entscheidend durch diese Sprache geprägt worden und ohne diese überhaupt nicht denkbar ist, so wie die östliche Theologie und Liturgie etwa im besonderen an die griechische bzw. kirchenslawische Sprache gebunden ist, so wie die verschiedenen anderen orientalischen Kirchen auf das Altsyrische, Koptische, Armenische, Altgeorgische u. s. w. rekurrieren. Unzählige Theologen, Bischöfe und Päpste haben sich vom 3. Jahrhundert an der lingua Romanorum bedient, die zahlreichen Synoden des Westens haben seit dieser Zeit ihre Beschlüsse lateinisch dargelegt. Obwohl in der Völkerwanderungszeit die Germanen verschiedene Königreiche auf dem Boden des römischen Reiches errichtet haben, bleibt das Lateinische die Sprache der Kirche auch im Mittelalter – die Germanen übernehmen es auch in den staatlichen Bereich - und erobert schließlich in der frühen Neuzeit sozusagen ein zweites Mal die Welt. Hierbei gelangt es als Sprache der Kirche noch sehr viel weiter, als es als Sprache der Römer in der Antike je gelangen konnte.

Die lateinische Sprache verbindet die verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte untereinander und eint sie gleichsam, übrigens bis auf den heutigen Tag, wie die päpstlichen Enzykliken und Schreiben zeigen, die auch heute noch in lateinischer Sprache verfasst werden bzw. meist in diese Sprache übersetzt werden. Im Kirchenrecht zB. ist nur die lateinische Fassung des CIC 1983 maßgeblich. Somit wundert es wohl niemanden mehr, wenn Pius XII. die lateinische Sprache – und mit ihr die griechische - als einen „thesaurus incomparandae praestantiae“ bezeichnet, eine „Schatzkammer von unvergleichlicher Vortrefflichkeit“ für jeden, der sich intensiver mit der Tradition der Kirche in Doktrin und Disziplin auseinandersetzen will. Somit ist ein Theologiestudium mit wahrhaft wissenschaftlichem Anspruch ohne gute Kenntnisse in der westlichen Kirchensprache also nicht möglich, auch wenn hier in der Praxis leider Probleme auftauchen. Gleiches gilt in Abstufung für das Griechische als Sprache des Neuen Testamentes und der östlichen Theologie und an dritter Stelle für das Hebräische. Zwar müssen Theologen - die evangelischen scheinen hier den katholischen zumindest bezüglich des Griechischen und Hebräischen einiges voraus zu haben - diese linguae sacrae immer noch lernen, aber die tatsächliche Beherrschung ist oft sehr bescheiden. Insgesamt müssten die Alten Sprachen im Rahmen des Theologiestudiums einen größeren Stellenwert erhalten, wobei Latein aufgrund der unzähligen Fülle an Dokumenten besonders für katholische Theologen an erster Stelle stehen muss. Gerade in unserer Zeit muss sich die Theologie nämlich viel stärker auf ihre Quellen besinnen, will sie nicht allmählich ihre geistigen Fundamente verlieren.

Natürlich gibt es eine große, bunte Vielfalt innerhalb des kirchlichen Lateins, eine Vielfalt an Gattungen und Stilen. Um nur wenige Beispiele zu nennen: Da findet man die frühen Bibelübersetzung vor, die Vetus Latina, die viele Elemente des Vulgärlateins bewahrt und schließlich von Hieronymus revidiert und von ihm teilweise durch eine neue Übersetzung ersetzt wurde. Da gibt es das Latein der römischen Kurie und des Kirchenrechts, geschult am Stil der spätantik-kaiserlichen Kanzlei; das erhabene liturgische Latein ist natürlich nicht zu vergessen mit seinen herrlichen und wunderschönen Hymnen, Orationen, Präfationen etc. Es hat in der Kirche immer einen besonderen Ehrenplatz besessen – hier gilt es für uns heute vieles wieder neu zu entdecken - und steht in direkter Tradition zu antiken Formen und den Stilgesetzen der lateinischen Kunstprosa, ist also mitnichten „Küchenlatein“. Ebenso muss natürlich das Latein der Kirchenväter angeführt werden, von teilweise hoher Eleganz und rhetorischer Formung. Schlichter, in seiner Diktion freier, funktionaler und folglich nicht so sehr auf seine literarische Wirkung berechnet wiederum ist das scholastische Latein des Hochmittelalters.

In den letzten Jahren beobachtet man besonders bei jüngeren Menschen eine gewisse Faszination lateinischer Liturgie, über die noch in anderen Beiträgen ausführlicher zu handeln ist. Hier sei nur schon einmal so viel gesagt: Alle Freunde der lateinischen Kirchensprache im Allgemeinen und der lateinischen Liturgie im Besonderen sollen ausdrücklich ermuntert werden, wo und wie auch immer sich mit dieser zu beschäftigen und sich für diese einzusetzen. Wenn wir dies tun, sind wir keine „Ewiggestrigen“, keine überholten „Nostalgiker“, sondern wir haben etwas, was für die Zukunft der Kirche von wirklicher Bedeutung ist, denn mit der lateinischen Liturgie ist ein großes geistliches wie kulturelles Erbe verbunden. Es geht ja im Rahmen der Liturgie nicht um ein Monopol der lateinischen Sprache, sondern vielmehr um ein überzeugendes Miteinander von Latein und Volkssprache. Die Kirche braucht sowohl die lateinische als auch volkssprachliche Liturgie, was ja übrigens auch die Intention des Zweiten Vatikanischen Konzils ist. Die Kirche kann letztlich auf keine von beiden verzichten, ohne Schaden zu nehmen. Unsere Aufgabe ist es, zu Kontinuitätsträgern zu werden, indem wir ein jahrhundertealtes, sehr kostbares Erbe tradieren und vor allem dessen Relevanz gerade für unsere Zeit aufzeigen, ohne hierbei die gleichzeitig bestehende Berechtigung volkssprachlicher Liturgie in Frage zu stellen. Ein solches Programm ist angesichts von sehr viel Unkenntnis und bisweilen offener Abneigung gegen die lateinische Sprache leider auch unter Klerikern - horribile dictu - nicht sehr leicht, aber hier hat sich in den letzten Jahren schon einiges getan. 
 

In einer Ansprache, die Papst Benedikt XVI. im November 2005 vor den Teilnehmern des "Certamen Vaticanum", einem unter der Ägide des Vatikan stehenden Lateinwettbewerbs, gehalten hat, ermuntert er ausdrücklich zur aktiven Pflege des kirchlichen Lateins, dessen wissenschaftlicher Erforschung sowie dessen engagierte Weitergabe an die junge Generation (eine deutsche Fassung findet sich hier http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2005/november/documents/hf_ben_xvi_spe_20051128_latinitas_ge.html):

Notissimum omnino vobis in primis est atque omnibus ubique intuentibus Nostrum sermonis Latini studium, a prima aetate Nostra comprobatum. Usus autem linguae Latinae Nostra in vita cotidianus fere, immo perpetuus adhuc fuit - tum in theologiae studiis, tum in Apostolicae Sedis longinquo ministerio. Hac de causa perplacet Nobis iam in Petri Cathedra eandem hodie adhibere linguam Latinam ut tantae auctoritatis interpretes ac testes, quales estis vos, familiariter consalutemus, ut celeberrimi Certaminis Vaticani victores atque curatores veluti domestico Nostro idiomate Latino recipiamus, ut pro viribus cohortemur incitemusque vos ante omnes ad litteras nostras Latinas, tam antiquas quam recentiores, tam saeculares quam sacras, omni cultu ac fervore non tantum adservandas, verum etiam novis rationibus docendas et inter iuniores potissimum propagandas.

Officium hoc ad Opus Fundatum "Latinitas" tamquam ad exemplum curarum et sollicitudinum Ecclesiae de illo sermone spectat. Vestrum nempe erit adiuvare Nos ut linguae Latinae consuetudinem in Ecclesia corroboremus atque in ritibus et disciplinis ecclesiasticis inculcemus, ne infiniti eorundem monumentorum thesauri pereant neve huius instrumenti praestantissimi usus evanescat. Aderit semper Latinitatis ubique cultoribus, sicut vobis, favor perpetuus Noster, animus propensus et supernum pariter Dei lumen, quod per Apostolicam Nostram Benedictionem amanter vobis vestrisque impertitam Nos fidentes devocamus.

Sonntag, 13. Mai 2012

Worum soll es in diesem Blog gehen?

An den Beginn dieses neuen Blogs soll eine kurze Charakterisierung von dessen Zielsetzung und Inhalt gestellt werden: Der Begriff der "Humanitas" umfasst im antiken Denken zwei grundlegende Aspekte: Zum einen bezeichnet er  eine Mitmenschlichkeit, die sich in Güte und Menschenliebe zeigt, zum anderen Bildung als einen wesentlichen Aspekt des Menschseins. Beiden Bereichen fühlt sich dieser Blog verpflichtet, gerade auch angesichts so mancher Internetforen, in denen gegen diese leider nicht selten gefehlt wird.

In der Renaissance in ihrer schöpferischen Rückbesinnung auf die Antike besitzt das Ideal der "humanitas" eine solche Bedeutung, dass man die Gelehrten, die sich - wie man sagt - mit den "studia humanitatis" beschäftigen, als "Humanisten" bezeichnet. Diese Wiederentdeckung der Antike äußert sich in vielen Bereichen: in der Literatur, Musik, Kunst. Das Zitat im Untertitel - es stammt von Petrarca (1304-1374), der häufig als Vater der Renaissance bezeichnet wird - bringt die große geistige Nähe zum Ausdruck, die er im Umgang mit den antiken Autoren empfunden hat: "Sie leben mit uns, wohnen mit uns, unterhalten sich mit uns". 

Wenn dem Begriff der "Humanitas" im Titel des Blogs das Attribut "Christiana" beigegeben ist, bedeutet dies, dass in diesem Blog nicht nur das Erbe der sogenannten klassischen Antike gepflegt werden soll, sondern dass auch die christliche abendländische Kultur thematischer Bestandteil dieses Blogs ist. Athen, Rom und Jerusalem bilden die Grundpfeiler unserer abendländischen Kultur und Zivilisation, oder um es mit Theodor Heuss zu sagen: "Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen". 

Somit ist dieser Blog thematisch eher breit ausgerichtet und widmet sich primär kulturhistorischen Fragestellungen, die durchaus auch vor dem Horizont der eigenen Gegenwart bedacht werden sollen. Neben literarischen Themen und den Alten Sprachen als einem grundlegenden Ferment abendländischer Bildung soll es auch um Musik und Kunst im allgemeinen gehen. Ein besonderer, zugegebenermaßen sehr persönlicher Schwerpunkt liegt auf Fragen der Liturgie und Kirchenmusik. Man wird hier im Blog eigene kleine Gedanken zu den verschiedensten Themen finden, die nicht den Anspruch auf irgendeine "Letztgültigkeit" erheben, sondern vielmehr zum Nachdenken, manchmal auch zum Schmunzeln anregen sollen.

"Nobiscum vivunt, cohabitant, colloquuntur" - in diesem Blog sollen die großen und kleinen Exponenten der abendländischen Kultur in ihren verschiedenen Faszetten mit uns Menschen des 21. Jahrhunderts ins Gespräch kommen. Dieser Prozess darf nicht nur auf einer bloß verstandesmäßigen Ebene vonstatten gehen, sondern soll auch unser Herz berühren und verwandeln; denn ebenso ästhetische Gesichtspunkte, die dem Menschen eigene Freude am Schönen, soll hier genauso zu ihrem Recht kommen, eben in der abendländischer Tradition entsprechenden Überzeugung, dass das Schöne, Wahre und Gute untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Trias hat ihre letzte Verankerung in Gott selbst, der nicht nur das Wahre und Gute, sondern auch das Schöne an sich ist. Der Mensch als "imago Dei", als "Abbild Gottes" hat in seinen künstlerischen Fähigkeiten Anteil an der Schöpfungskraft Gottes und so ist die Kunst, die nach wahrhaftiger Schönheit strebt, ein - wenngleich auch unvollkommener - Ausdruck oder Abglanz der göttlichen Gestaltungskraft. 

Gerade weil in unserer schnelllebigen, häufig sehr materiell geprägten Welt viele Dinge verlorenzugehen drohen - erblickt man doch oft in vergänglichen Dingen den Sinn des Lebens -, scheint es um so wichtiger, hier im Rahmen der Möglichkeiten ein klein wenig entgegenzusteuern, um den ein oder anderen vielleicht zum Innehalten und Nachdenken zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger möchte dieser Blog erreichen... 

Ich wünsche allen meinen künftigen Lesern viel Freude und freue mich jetzt schon auf interessante Rückmeldungen!