Dienstag, 13. November 2012

Gedanken beim Betreten einer Kirche

Wer eine Kirche betritt, spürt intuitiv: das ist ein geheiligter Raum, ausgesondert aus der Unruhe und Betriebsamkeit der Straßen, den Zwecken von Kommerz und Konsum entzogen, geheiligt vielmehr, zunächst durch die Konsekration, geheiligt aber auch durch die vielen Beter, die hier verweilt haben, bittend, dankend, klagend, lobend. Geheiligt durch unzählige Taufen, zahllose Beichten, Trauungen, Firmungen, geheiligt durch Volksmissionen, Andachten, Prozessionen, Stillmessen und feierliche Hochämter. Wer einen solchen Raum betritt, spürt, wie die Steine und Bilder all diese Gebete über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg in sich quasi aufgesogen haben und zugleich als Gebetsatmosphäre wieder ausströmen. Wer einen solchen Raum betritt, spürt: Ich stehe nicht allein vor Gott, vor mir hat schon eine unermessliche Schar von Betern vor Gott gestanden und gekniet, ich trete ein in einen Raum des Gebetes, der mir vorgegeben ist, der mich umschließt und umfängt, mein persönliches Beten trägt und begleitet.


Michael Fiedrowicz

Sonntag, 11. November 2012

Die "Reform der Reform" - Wie könnte sie aussehen?

Unser jetziger Papst hat als Kardinal häufiger von der Reform der Liturgiereform gesprochen. Was ist damit gemeint? Im Zuge der durch das 2. Vatikanische Konzil initiierten Liturgiereform haben sich offenkundig Entwicklungen und Tendenzen eingeschlichen, die so nicht von der Mehrheit der Konzilsväter approbiert worden wären. Diese sollen durch eine Reform verbessert werden. Andererseits gilt es aber auch, die guten Aspekte der Liturgiereform zu bewahren, wie z. B. die oratio fidelium – "Fürbitten" genannt - , die vermehrte Zahl von Präfationen u. s. w. Welche Aspekte könnte eine solche Reform umfassen? Hier ein paar kleinere praktische Denkanstöße:

1. Beginn der Messfeier: Das Confiteor ist in jeder Messe zu verwenden; die Wahlmöglichkeiten beim Bußakt entfallen also. Man könnte darüber hinaus gewisse Teile des alten Stufengebetes als Vorbereitung auf die Hl. Messe wieder aufgreifen, die dann in der volkssprachlichen wie auch in der lateinischen Liturgie zwischen Priester und Gemeinde abwechselnd gebetet oder teilweise besser noch gesungen werden. So könnte man nach dem Kreuzzeichen etwa die alte Antiphon „Zum Altare Gottes will ich treten“ wieder einfügen, worauf die versammelte Gemeinde: „Zu Gott, der mich erfreut von Jugend an“ antwortet. Es würde sich das Confitor anschließen, mit doppelter Lossprechungsformel (Misereatur / Indulgentiam) und/oder vielleicht auch dem alten Gebet „Aufer a nobis, Domine“. Dann wird der Introitus/das Eingangslied gesungen, währenddessen der Priester an den Altar tritt und diesen im Hochamt inzensiert; daran könnte sich eine kurze (!) und prägnante Einführung in das Festgeheimnis des jeweiligen Tages anschließen. Dann geht es mit Kyrie und Gloria weiter.


2. Zelebrationsrichtung: Der Wortgottesdienst, vor allem die Lesungen und das Evangelium, werden an den Sedilien (Tagesgebet) bzw. am Ambo zum Volke hin gefeiert. Der eucharistische Teil wird "versus Deum" bzw. "versus Orientem" zelebriert. Beim „Orate fratres“, das wieder in jeder Messe verpflichtend werden sollte, beim „Pax Domini“, beim „Ecce, Agnus Deus“ und selbstverständlich beim abschließenden Segen wendet sich der Zelebrant der Gemeinde zu.

3. Die alten Offertoriumsgebete sollte man als Wahlmöglichkeit in das Missale übernehmen. Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass die neuen Gabengebete für so manchen Anhänger der klassischen Liturgie ein großer Stein des Anstoßes sind, so dass man hier vielleicht zu einer Versöhnung kommen könnte. An sämtlichen Hochfesten sollte der Canon Romanus wieder verbindlich werden.

4. Die lateinische Liturgiesprache sollte gefördert werden, ohne natürlich die Volkssprachen zu verdrängen. An allen Bischofskirchen, Abteien und zentralen Stadtkirchen, wo in der Regel also mehrere Messen gefeiert werden, ist an Sonn- und Feiertagen eine Messe in lateinischer Sprache mit gregorianischem Choral und - wenn möglich - polyphoner Kirchenmusik aller Epochen zu feiern. Eine ähnliche Regelung exisitiert schon jetzt für die römischen Patriarchalbasiliken. In sämtlichen Pfarrkirchen sollte wenigstens einmal im Monat ein lateinisches Hochamt zelebriert werden. Es muss für den Gebrauch der Gläubigen ein eigenes Buch geschaffen werden, in dem die lateinischen Texte der Sonn- und Festtage zusammen mit den volkssprachlichen Übersetzungen abgedruckt sind. Die Missalia müssen ebenfalls generell zweisprachig sein, wie dies ursprünglich geplant war. Theologen und Priesteramtskandidaten sollten sich im Rahmen ihres Studiums bedeutend intensiver als bisher mit der Kirchensprache Latein beschäftigen.

5. Reform der Kirchenmusik im Geiste des gregorianischen Chorals und der klassischen Vokalpolyphonie. Neben der intensiven Pflege des großen "thesaurus sacrae musicae" müssen natürlich auch Kompositionen geschaffen werden, die musikalischen Ausdrucksformen unserer Zeit entsprechen und die Heiligkeit und sakrale Würde der Liturgie beachten. Rock- und Popmusik sind hierfür natürlich ungeeignet. Auch neue volkssprachliche Lieder sind zu komponieren, für die die gleichen Kriterien gelten, sowohl textlich wie auch musikalisch.

6. Die Liturgie muss verstärkt Gegenstand des Religionsunterrichts und der gemeindlichen Katechese werden. Liturgie ist nämlich nicht so sehr Ort der Katechese wie vielmehr deren Ziel. Auch im Theologiestudium sollte die Liturgie einen größeren Stellenwert erhalten.

Zugegeben: In der heutigen Praxis wäre eine solche Reform der Reform schwierig. Deshalb müssten sich zunächst kleinere Reformgruppierungen innerhalb der Kirche bilden, die gleichsam den Boden einer gesamtkirchliche Reform bereiten. Es geht um Bewußtseinsänderungen, die nicht von heute auf morgen vollzogen werden können, will man nicht mangelnde Akzeptanz und folglich Nichtbeachtung der Reform riskieren. Es wird darum gehen, die Heiligkeit der Liturgie und deren Ausrichtung auf Anbetung und Verherrlichung der göttlichen Majestät allen in Erinnerung zu rufen.

Eine Reform der Reform müsste sich also langsam, Schritt für Schritt vollziehen. Ein weiter, ein schwieriger, aber ein gangbarer Weg...

Donnerstag, 2. August 2012

Der außerordentliche Usus auf YouTube I



Es ist erstaunlich, wie viele Videos zum Thema „Usus antiquior“ auf YouTube vorhanden sind. In loser Folge sollen wenigstens einige vorgestellt werden. Beim heutigen handelt es sich um das Osterhochamt des Jahres 1941 in der Kirche „Our Lady of Sorrows“ in Chicago. Kommentator ist kein geringerer als Fulton J. Sheen, ein bekannter amerikanischer Bischof und einflussreicher katholischer Publizist.

Wenn man die Bilder sieht, kommt einem die Erfahrung des ehemaligen Präsidenten des deutschen Bauernverbandes, Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck, in den Sinn. Als dieser sich in den USA aufhielt, erschien ihm vieles fremd und ungewohnt. Heimat fand er in der Kirche, in der die Liturgie genauso gefeiert wurde wie in seiner deutschen Heimat. Für ihn war das ein Stück Heimat in einer zunächst fremden Umgebung. Die lateinische Sprache war hier nicht Erfahrung von Fremdheit, sondern im Gegenteil, Erfahrung von Vertrautheit. Gerade in unserer heutigen Zeit, die sich durch Globalität auszeichnen möchte, ein nicht uninteressanter Gedanke.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Lady Gaga auf der Orgel?



Lady Gaga auf der Orgel? So manchen wird dies an die Unsitte erinnern, vor allem bei Hochzeiten Popmusik zu spielen, was natürlich zur weltlichen, keineswegs aber zur kirchlichen Feier gehört. Etwas anderes liegt in dem obigen Video vor. Es handelt sich um eine Fuge über ein Thema aus einem Stück von Lady Gaga. Dies ist etwas völlig anderes, als etwa ein Stück von Lady Gaga in der Kirche aufzuführen. Warum? Die Bearbeitung des Themas ist zunächst orgelgemäß, d. h. man beachtet die Eigenheiten und Spezifika von (kirchlicher/liturgischer) Orgelmusik. Es wird eine reizvolle Verbindung zweier Welten erreicht, die sich in gewisser Weise diametral gegenüberstehen: Klassische Orgelmusik und moderne Popularmusik. Dies erinnert mutatis mutandis an die Praxis, Messkompositionen den Cantus firmus eines weltlichen Liedes zugrunde zu legen. Hier wie dort wird das Thema bzw. die Melodie einer „weltliche“, d. h. nicht für den liturgischen Gebrauch geschaffene Komposition in die Stileigentümlichkeiten liturgischer Musik eingepasst. Allerdings braucht dies sehr kundige und versierte Organisten, die begabte Improvisatoren sind.  
Im außerliturgischen Kontext, d. h. in Konzerten, kann man durchaus auch Stücke auf der Orgel spielen, die für die liturgische Sphäre ungeeignet sind. Eine äußerst kunstvolle und virtuose Bearbeitung der „Indiana-Jones“-Titelmelodie von einem der begabtesteten Nachwuchskonzertorganisten der Gegenwart, Cameron Carpenter, mag als Beleg dienen:


Der Klang erinnert teilweise an die „Kino-Orgel“, die durch die Erfindung des Tonfilms außer Gebrauch gekommen ist. Solche Bearbeitungen erfordern ungemein virtuose Organisten. Im Grunde ist die Bearbeitung der „Indiana Jones“-Titelmelodie nichts anderes, als wenn man ein klassisches Orchesterstück transkribiert. Für den liturgischen Gebrauch ist dies natürlich ungeeignet, da diese musikalisch übrigens sehr schöne Titelmelodie gänzlich andere Assoziationen weckt als die Konzentration auf die Liturgie zu fördern. In einem Konzert jedoch - zumal wenn dies in einem Konzertsaal stattfindet -  kann dies ein unerwarterter Farbtupfer oder eine interessante Zugabe sein.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Die Beschneidung und der Verlust religiösen Fühlens in Mitteleuropa

1. Die Diskussion über die Rechtmäßigkeit der Beschneidung hat vor allem eines deutlich gezeigt: Viele Mitteleuropäer haben verlernt, in religiösen Kategorien zu denken. Zwar ist die Beschneidung als religiöses Symbol nicht im christlichen Raum existent, aber wer sich aufgrund seiner eigenen Religiosität in die Denkungsart einer anderen Religion einfühlen kann, wird mit dieser Frage anders umgehen.

2. Eine Argumentation, die ich in diesem Zusammenhang gelesen habe, war folgende: In früheren Zeiten hatte die Beschneidung durchaus einen praktisch-hygienischen Nutzen, der heute aber nicht mehr notwendig ist, da zumindest in unseren Breitengraden gänzlich andere hygienische Voraussetzungen bestehen. Eine solche Sichtweise zeigt, dass man das Wesen religiöser Symbolik und religiöser Zeremonien nicht recht verstehen kann oder will.

3. Kein gläubiger Jude würde die Beschneidung mit hygienischen Vorteilen begründen. Für ihn ist die Beschneidung Zeichen des Bundes Gottes mit dem Volk Israel (Gen 17, 10-14). Die Intention ist eine völlig andere. Die Beschneidung ist die Voraussetzung, um Jude zu werden. Mehr noch: Sie ist ein fester und zentraler Bestandteil religiöser Identität.

4. Für viele (wie immer natürlich: nicht alle) Mitteleuropäer sind solche Gedankengänge nur sehr schwer bis gar nicht nachzuvollziehen. Man neigt dazu, Religion wie andere kulturell-sozialen Phänomene zu betrachten und zu bewerten. Auf diese Weise jedoch wird man weder der eigenen noch fremden Religionen gerecht. Ein Grund für diese religiöse Verstehensschwäche ist bisweilen, dass die eigene religiöse Identität sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr wahrgenommen wird.

5. Dass es selbst innerhalb der Religionen solche Verstehensschwierigkeiten gibt, zeigt zB. der bekannte Schweinfurter Pfarrer und Kirchenkritiker Roland Breitenbach auf der Homepage seiner Pfarrgemeinde St. Michael:
Er erkennt zwar die Schwierigkeit des Themas an, nimmt die Diskussion jedoch zum Anlass, diese auf andere Religionen auszudehnen sowie auch zur Kritik an der katholischen Kirche ausholen zu können: 
Es bleibt die Anfrage an die Religionen, ob sie in ihren alten Mustern sitzen bleiben wollen, selbst wenn sie noch so sehr durch die Tradition geheiligt sein mögen. Für mich ist das Beschneidungsverbot durch das Kölner Gericht wie ein großes Fragezeichen hinter die merkwürdigen religiösen Bräuche aus alter Zeit. Das gilt ebenso für das Christentum. Es muss sich fragen lassen, ob es nicht auch in überholten Vorstellungen gefangen bleibt, zum Beispiel was die Spendung der Sakramente betrifft.
Aus Sicht eines gläubigen Juden ist die Beschneidung eben gerade nicht überholt, sondern ein tiefer Ausdruck seines Glaubens und religiösen Identität. Ähnliches gilt mutatis mutandis auch für die christlichen Sakramente. Die „merkwürdigen Bräuche aus alter Zeit“ sind für eine Religion nicht der Kringel auf der Sahnetorte, sondern sind ein zentrales religiöses Element. Sie begleiten den Menschen und verbinden ihn auf wundersame, im letzten rein rational nicht erfassbaren Art und Weise mit dem Göttlichen, dem Absoluten.  

 6. Die dem Nichtgläubigen so seltsam erscheinenden Riten führen dem Menschen immer wieder vor Augen, dass Religion sich nicht im Hier und Jetzt erschöpft, sondern eine offene Dimension besitzt, die in eine andere Wirklichkeit verweist. Religion strebt himmelwärts. Sie ankert in der Überzeugung, dass diese Welt, die wir sehen und fühlen können, nicht alles ist. Und dies drückt sie in Riten aus.

7. So gesehen dürfen diese Riten geradezu den Anstrich des Fremden, des Geheimnisvollen tragen, das in unsere schnelllebige materialistische Zeit nicht so recht hineinpassen will. Sie werden so zum Katalysator religiöser Unterweisung, die nötig ist, um sich in einer Religion zurecht zu finden. Eine solche muss natürlich gewährleistet sein, sei es in Christentum, Judentum, Islam oder sonst einer Religion.

8. Die Gefahr für eine Religion besteht genau darin, dass dieses religiöse Wissen nicht mehr tradiert wird. Dies wird zur Überlebensfrage jeder Religion, nicht nur des Judentums. Denn durch das Erlernen der Inhalte einer Religion, zu denen natürlich auch Zeremonien und heilige Handlungen gehören, bildet sich die religiöse Identität heraus. Im Kontext einer pluralen Gesellschaft bedeutet dies: Nur wenn ich selbst eine religiöse Identität besitze, dann werde ich auch die von anderen Menschen achten und verstehen können. 

Zwei Sphären, die wohl nicht kompatibel sind...



In diesem Video kann man deutlich sehen und spüren, inwiefern „Sacropop“ und ein der diesem inhärenten Zwanglosigkeit entsprechendes Verhalten ein Fremdkörper an Heiliger Stätte ist. Wenn man die gewaltige, himmelwärtsstrebende Architektur des Kölner Doms bedenkt, die ein Abbild des himmlischen Jerusalems sein will, wenn man die schönen Kirchenfenster im Hintergrund sieht: wie banal wirkt vor diesem Hintergrund dann die Popmusik im Stil der 70er Jahre, wie banal wirkt auch der Text des Liedes. Dieser kommt nahezu völlig kunstlos daher, er verwendet größtenteils die Sprache und auch die Worte, die man auch auf dem Marktplatz hören kann: „skeptisch“, „Gosse“ u. a. Gehobene, über die Alltagssprache hinausgehende Worte oder auch Elemente einer Bildersprache, ein typisches Merkmal religiöser Sprache, sucht man vergeblich. An deren Stelle tritt die „Banalität des Augenblicks“. Das aufdringliche, die Gottesdienstteilnehmer animierende „Singt mit“ passt wohl eher zu Mickie Krause auf Mallorca als in den Kölner Dom. Die Erfahrung des Anderen, des Heiligen ist in solch einer Atmosphäre wohl nur sehr schwer möglich. Man spürt förmlich die Gegensätzlichkeit zweier Welten, die man mit Gewalt zusammenführen will, weil man glaubt, dass junge Menschen nur noch die Sprache der modernen Unterhaltungsmusik und Spaßgesellschaft verstehen können. Müsste man hier in Katechese und Religionsunterricht nicht Kontrapunkte setzen? Oder haben die Verantwortlichen bereits kapituliert? Warum bemüht man sich häufig offenbar gar nicht mehr, jungen Menschen die Liturgie der Kirche samt ihren Einrichtungen und Konzeptionen zu vermitteln, und bietet ihnen häufig schlechte „Abzieh-" bzw. eher  "Zerrbilder“ der katholischen Liturgie? Man stelle sich gleiches in einer orthodoxen Kirche oder aber auch in einer Synagoge oder Moschee vor. Unvorstellbar? Wieso aber ist dies dann in katholischen Kirchen offenbar kein Problem?

Sonntag, 22. Juli 2012

Der Außerordentliche Usus im Film II




Dieser Ausschnitt ist dem Film „Der Kardinal“ entnommen, der die Lebensgeschichte eines fiktiven amerikanischen Kardinals erzählt. Es handelt sich um die Priesterweihe. Der Regisseur, Otto Preminger, hat sich mit der Weiheliturgie intensiv beschäftigt und den zentralen Ritus, die Bindung und Salbung der Hände, exemplarisch ausgewählt. Vorangestellt wurde die namentliche Nennung der Weihekandidaten mit der jeweiligen Antwort „Adsum“ und ein kurzer Ausschnitt aus der Allerheiligenlitanei. Auch auf liturgische Details wurde großer Wert gelegt, sowohl in Hinblick auf die liturgische Gewandung wie auch auf die Kirchenmusik. Ein gelungenes Beispiel für die Darstellung des usus extraordinarius im Film. Deutlich spürt man auch die Faszination des Rituellen, eine Kategorie, die wir heutigen langsam aber sicher wiederentdecken.

Montag, 25. Juni 2012

Michel Chapuis, Improvisation II


Diesmal improvisiert M. Chapuis nicht im Stil des norddeutschen, sondern französischen Barock. Es handelt sich meist nicht um große ausgedehnte Formen, sondern eher kurze Stücke, die in der Liturgie alternatim verwendet wurden, d. h. Wechsel zwischen Choralgesang und Orgel. Diese Praxis wurde häufig in der Messliturgie verwendet, so dass man von Orgelmessen spricht. Die Stücke werden meist nach ihrer Registrierung benannt: Plein jeu (volles Werk), Cromehorn en taille, Recit de nasard etc. Bekannte Komponisten dieser Gattungen sind F. Couperin, J. F. Dandrieu, L. Marchand u. v. a. Bei der Orgel handelt es sich um diejenige der Hofkirche von Versailles, ein traditioneller Ort großer Kultur- und Musikpflege.  

Georg Friedrich Händel (1685-1759): Suite Nr. 1 aus der Wassermusik


Sonntag, 17. Juni 2012

Der Eifer für Dein Haus verzehrt mich

1. Dieses Psalmwort mag heute Anlass sein, einmal an die vielen Sakristane zu denken, die sich tagaus tagein für das Haus Gottes einsetzen und dort ihren Dienst tun. Sie wirken im Hintergrund und doch ist ihre Tätigkeit etwas, was ganz und gar nicht im Hintergrund bleibt. Das Ergebnis ihrer Arbeit sieht man nämlich im liebevollen und würdigen Schmuck einer Kirche. Diese Aufgabe ist keine unbedeutende, sondern im Zusammenspiel mit Kirchenmusikern und Klerus sorgen sie für eine würdige und dem Heiligen entsprechende Liturgie, ja sind für diese mitverantwortlich. Sie bereiten gleichsam den „heiligen Boden bzw. Raum“, auf dem sich die feierlichen Zeremonien entfalten können. Wie wichtig eigentlich ihre Aufgabe ist, kann man noch deutlicher sehen, wenn man sich den historischen Hintergrund verdeutlicht, vor dem wir heutigen oftmals mit Schulterzucken und Unverständnis stehen, der aber das kirchliche Leben der letzten 45 Jahre durchaus geprägt hat, nicht unbedingt zum besseren.

2. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil meinte man an so manchen (gottlob nicht an allen!) Orten, auf Kirchenschmuck entweder ganz zu verzichten oder ihn zumindest stark zu reduzieren. Diesem nachkonziliaren „Bildersturm“, der sich übrigens mit keinem Text des Konzils auch nur irgendwie rechtfertigen lässt, sind viele Paramente, Statuen, ja ganze Altäre zum Opfer gefallen. Die praktische Folge war, dass viele Kirchen plötzlich ähnlich grau und langweilig aussahen wie sich der Alltag in einem Betonhochhaus der 70er Jahre gestaltete. Der Priester trug anstelle feierlicher, mit viel Kunstfertigkeit hergestellter Kaseln graue, kunstlose Mantelalben, deren Stoff eher dem eines „Kartoffelsackes“ ähnelte. Das regelrechte „Leerräumen“ vieler Kirchen tat sein übriges hinzu. Es wäre ein interessantes und bestimmt auch erschütterndes Unterfangen, einmal die Zerstörung von kirchlichen Kunstwerken nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für jeweils einzelne Gegenden zu dokumentieren.

3. Die Intention solcher Aktionen war es, gleichsam sinnenfällig zu dokumentieren, dass mit der Liturgiereform ein Bruch erfolgt ist, dass die Kirchengeschichte sich in eine vor- und nachkonziliare Periode gliedert. Das, was man mit der Epoche vor dem Konzil identifizierte, wurde bestenfalls in die Sakristeischränke verbannt, schlimmstenfalls besser gleich vernichtet. Durch die Abschaffung von Altardecken mit Spitzenbesatz glaubten so manche Kleriker, endlich in der Moderne angekommen zu sein. Ein solcher äußerer wie aber oftmals auch innerer Bruch mit der Vergangenheit ist der komplette Gegenentwurf zur nicht nur von Papst Benedikt präferierten „Hermeneutik der Kontinuität“, die das Konzil in den Strom der Überlieferung einordnet und vor allem einen solchen „Geist des Konzils“ in Frage stellt, der bemüht wird, wenn man den Wortlaut des Konzils mehr oder weniger elegant aushebeln will. Die Liturgie, die Gestaltung der Kirchen, die Kirchenmusik etc. bieten übrigens sehr gute „Studienmöglichkeiten“, wenn man sich den Unterschied beider Ansätze – Hermeneutik der Kontinuität versus „Geist des Konzils“ – einmal vor Augen führen will.  

4. Warum Kirchenschmuck, Kirchenarchitektur, Paramentik etc. nicht bloß der „Zuckerkringel auf der Sahnetorte“ sind, sondern eine wichtige Funktion in der Glaubensverkündigung besitzen, muss ein andermal ausführlicher dargelegt werden. Gewisse Ansätze für diese Frage kann man der Abhandlung über die Kirchenmusik auf dieser Seite entnehmen (http://humanitas-christiana.blogspot.de/2012/06/die-identitatskrise-der-kirchenmusik.html).

5. Um auf den Eingang zurückzukommen: Allen, die sich für das „Haus des Herrn“ einsetzen, soll einmal herzlich gedankt werden. Es ist für sie nicht immer einfach, für den Schmuck und die Ausgestaltung einer Kirche zu sorgen, wenn etwa der verantwortliche Kleriker ein Anhänger der „Hermeneutik des Bruches“ ist. Hier gilt es im Rahmen des Möglichen in einem besonnenen Vorgehen für die Weltoffenheit und Sinnlichkeit des Katholischen einzutreten und nicht zu zaudern, die Schönheit des katholischen Glaubens den Gläubigen sichtbar zu machen. Auch wenn die Medien heute oftmals den Katholizismus in die Ecke von Obskurantismus drücken wollen, ist er gerade das nicht, sondern zeichnet sich im guten Sinne des Wortes „traditionell“ durch Sinnenfreude und Liebe zum Guten, Wahren und Schönen aus. Und genau dies gilt es, heute wieder erfahrbar zu machen, gerade auch denen, die an die Stelle der Fülle die Leere und Kunstlosigkeit stellen wollen. 


Mittwoch, 13. Juni 2012

Der "Klampfenkatholizismus" und die Gitarre

Der Begriff „Klampfenkatholizismus“ ist eine ironische und kritische Bezeichnung für die Verwendung der Gitarre als Begleitinstrument für den Gemeindegesang sowie die meist hiermit verbundene liturgische "Bastelmentalität", die zur "Freestyleliturgie" führt. Hierbei muss man aber zwei Ebenen unterscheiden:

Zum einen ist die Gitarre in größeren Räumen wie Kirchen nicht unbedingt geeignet zur Begleitung des Gemeindegesangs. Gitarre wie auch Laute sind eher für die Begleitung einzelner Sänger oder kleinerer Gruppen angemessen. Hinzu kommt jedoch entscheidend, dass die Gitarre als bewusstes Element einer Desakralisierung eingesetzt wird, was die musikalische Faktur der von ihr begleiteten Lieder unterstützt. Es entsteht mehr eine „Lagerfeueratmosphäre“ als die einer kultisch-liturgischen Handlung. Die Verwendung der Gitarre in der Liturgie ist ein Phänomen bzw. ein Relikt der 60er und 70er Jahre, als Protest gegen eine traditionell orientierte Hochliturgie mitsamt der überkommenen Kirchenmusik und der Orgel und entspringt so sicher dem Geist der "theologischen 68er".

Zum anderen dürfen aber solche kritischen Bemerkungen zur Art der liturgischen Verwendung der Gitarre dieses Instrument nicht generell abwerten, wie es der Terminus „Klampfe“ nahezulegen scheint. Die Gitarre sowie die ihr verwandte Laute sind Instrumente, die sich hervorragend auch für anspruchsvolle polyphone Musik eignen und ihre eigene Schönheit entfalten können. Als kleines Beispiel hier eine Fuge von J. S. Bach: 



Ebenso ist vor allem die Laute ein typisches Continuo-Instrument, das sehr gut für die Begleitung einer Arie oder Sonate für Soloinstrument geeignet ist. Auch hier ein kleines Beispiel:


Die Beispiele zeigen, dass Gitarre und Laute eine ganz andere Dimension besitzen, als es das Gitarrenspiel in so manchem Jugendgottesdienst erahnen lassen würde. Wenn sich also auch die Gitarre aufgrund ihres eher leiseren Klangs nicht als Begleitinstrument des Gemeindegesangs in einer Kirche eignet, könnte sie in einem Ensemble oder auch zur Begleitung eines Sologesanges, etwas einem Lied aus Bachs Schemelligesangbuch, durchaus Verwendung finden, auch wenn man hier der Orgel als d e m kirchlichen Instrument meist den Vorzug gibt. 

Insgesamt muss man aber festhalten, dass die Art und Weise des "liturgischen Gitarrenspiels" dem Ansehen dieses Instruments eigentlich erheblich schadet, impliziert man hier doch eher die "Klampfe" am Lagerfeuer, die man auch mit geringerem Übungsaufwand zu beherrschen glaubt, wonach es sich in manchem "modernem" Gottesdienst dann auch anhört. Dies wird aber dem Instrument in keinster Weise gerecht. Somit scheint die Gitarre auch ein "verkanntes" Musikintrument zu sein, das seine Funktion als "Katalysator der Desakralisierung" überhaupt nicht verdient hat.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Lauda Sion salvatorem

Das Hochfest Fronleichnam (von mittelhochdeutsch: vrône lîcham „des Herren Leib“) wurde erstmals 1246 im Bistum Lüttich gefeiert und 1264 von Papst Urban IV., der zuvor Erzdiakon in Lüttich war, durch die Bulle „Transiturus de hoc mundo“ zum Fest der Gesamtkirche erhoben. Festinhalt ist das feierliche Gedächtnis der Einsetzung des Altarssakramentes, welches auch am Gründonnerstag begangen wird, dort allerdings stärker von der bevorstehenden Passion geprägt und somit verhaltener.
Die Anregung zum Fronleichnamsfest soll auf eine Vision der später heilig gesprochenen Augustiner-Chorfrau Juliana von Lüttich im Jahre 1209 zurückgehen. Diese habe in einer Vision den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt war. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck aber das Fehlen eines eigenen Festes des Altarssakraments, auf dessen Einführung sie hinwirken solle.
Die Gebete und Hymnen für Messfeier und Stundengebet werden dem großen Theologen Thomas von Aquin zugeschrieben; viele von ihnen sind auch als deutsche Kirchenlieder bekannt geworden: Pange lingua (Preise Zunge das Geheimnis), Adoro te devote (Gottheit tief verborgen) oder die berühmte Sequenz Lauda Sion salvatorem (Deinem Heiland, Deinem Lehrer).
Mit einer feierlichen Sakramentsprozession wurde das Fest erstmals im Jahre 1277 in Köln begangen. Danach hat sich dieser Brauch in ganz Deutschland und auch darüber hinaus ausgebreitet.


Introitus "Cibavit eos"


Sequentia "Lauda Sion salvatorem"

Sonntag, 3. Juni 2012

Benedicta sit sancta Trinitas


Der heutige Festtag macht uns bewusst, dass wir in all unserem Reden von Gott niemals das Mysterium Gottes je völlig einholen können. Diese Unbegreiflichkeit Gottes bringt diese folgende kleine Geschichte zum Ausdruck:
Einst ging der hl. Augustinus - so wird erzählt - am Meer spazieren und dachte über das Geheimnis der Dreifaltigkeit nach. Da bemerkte er ein Kind, das mit seinem kleinen Eimer Wasser aus dem Meer in einen kleinen, abgegrenzten Bereich schöpfte. „Was machst du da?“ - „Ich möchte das Meer in meinen Teich schöpfen!“. Da lachte Augustinus: „Das wird dir nie gelingen!“. Da richtete sich das Kind auf und sagte: „Ich mache es genauso wie du: Du willst mit deinem kleinen Verstand das unergründliche Geheimnis des dreieinigen Gottes verstehen!“
Gott ist der immer Größere, der Andere, der sich dem menschlichen Begreifenwollen im letzten immer wieder entzieht. Menschliche Rede ist raum-zeitlich gebundene Rede, die eine Welt jenseits dieser irdischen Welt, die Transzendenz, die zeitlose Welt, nur sehr schwer zum Ausdruck bringen kann. Daher ist religiöse Sprache eine sehr bilderreiche und poetische Sprache, die im wahrsten Sinne des Wortes Unanschauliches in die Anschaulichkeit von Symbolen und Bildern überführt.

Auch wenn, wie uns das Vierte Laterankonzil lehrt, die Unähnlichkeit jeder Aussage über Gott größer ist als die Ähnlichkeit, ist Gott dennoch im christlichen Glauben nie nur der ganz Ferne, da er durch die Offenbarung in Jesus Christus mit uns Menschen in Beziehung tritt. Um es mit den Worten Jochen Kleppers zu sagen:
Und doch bleibt er nicht ferne, ist jedem von uns nah. Ob er gleich Mond und Sterne und Sonnen werden sah, mag er dich doch nicht missen in der Geschöpfe Schar, will stündlich von dir wissen und zählt dir Tag und Jahr.
Es ist diese Spannung, die den christlichen Glauben zutiefst prägt. Wir können die Gedanken Gottes nicht nachdenken, wir können ihn selbst nicht begreifen, wir wissen aber, dass wir Gott als seine Geschöpfe nicht gleichgültig sind, weil er selbst durch die Propheten, dann in Jesus Christus zu uns gesprochen hat. Diese Beziehung zwischen dem unsagbaren großen Gott und dem kleinen Mensch als seinem Geschöpf spiegelt auch Psalm 8 wider:
2 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.
3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Gegnern zum Trotz; deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.
4 Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt:
5 Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt:
8 All die Schafe, Ziegen und Rinder und auch die wilden Tiere,
9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
10 Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!


Samstag, 2. Juni 2012

Der außerordentliche Usus im Film 1



Der obige Ausschnitt stammt aus dem Film „True Confessions“ aus dem Jahre 1981. Man kann über den Zusammenschnitt aus liturgischer Sicht sicherlich geteilter Meinung sein, da der Eindruck entsteht, dass auf die Elevation des Kelches ein „Dominus vobiscum“ folgt. Das ist sicherlich etwas ungeschickt gemacht. Darüber hinaus ist es aber schon sehr berührend. Und man wird nicht leugnen können, dass dieses „Exzerpt“ die Schönheit der Formen einer klassischen Liturgie widerspiegelt. Diese ist – historisch betrachtet – „von dieser Welt“ und gleichzeitig ist sie es auch nicht…

Freitag, 1. Juni 2012

Die Identitätskrise der Kirchenmusik und ihre mögliche Überwindung


1. Gegenwärtig befindet sich an nicht wenigen Orten die katholische Kirchenmusik in einer tiefgehenden Krise. Im deutschsprachigen Raum scheint die Situation im Vergleich zu Italien, Frankreich, Spanien u. a. noch akzeptabel zu sein, da es noch eine ganze Reihe hochqualifizierter Kirchenmusiker gibt, die ihren Dienst mit viel Engagement und Einsatz verrichten, auch wenn hier Sparmaßnahmen vieles in Frage zu stellen drohen. In Italien zB., ja sogar in Rom selbst, kann man es häufig beobachten, dass zwar eine Orgel in der Kirche vorhanden ist, diese aber schweigt. Sie wird dann gleichsam zu einer Art „Sinnruine“, die den kundigen Kirchenbesucher mit Trauer und einer leisen Sentimentalität erfüllt. „Sic transit gloria mundi“ – „So vergeht der Welten Ruhm“ mag man angesichts stummer Orgeln bzw. ihrer Substitution durch Gitarrenmusik denken.

2. Als Indiz einer Identitätskrise katholischer Kirchenmusik soll heute das Augenmerk auf einen hiermit eng verbundenen Problembereich gelegt werden, nämlich die Verwendung moderner Unterhaltungsmusik in der Liturgie. Dies geschieht längst nicht mehr nur in eigens abgehaltenen Jugendmessen, sondern auch in „normalen“ Messliturgien sowie „Großveranstaltungen“, wie zB. bei Katholikentagen, scheint die Verwendung von „Sacro-Pop“ nahezu unumgänglich zu sein. Auf diese Weise möchte man vor allem junge Menschen ansprechen, offenbar in der Annahme, dass diese im Grunde nur noch durch Formen von Pop- und Rockmusik erreichbar sind. Auf den ersten Blick scheint ein solches Unterfangen durchaus plausibel zu sein. Unterliegt nicht auch die Kirchenmusik Entwicklungsprozessen? Was man vor 100 oder 50 Jahren für angemessen hielt, muss es nicht mehr in unserer Zeit sein. Hat denn nicht jede Zeit ihre ganz eigenen Ausdrucksformen? Entspricht die Verwendung populärer Unterhaltungsmusik nicht sogar der vom Konzil betriebenen Öffnung zur Welt? Solche oder ähnliche Argumente kann man immer wieder hören, so dass es notwendig erscheint, sich einmal eingehender mit diesem Problemkomplex zu beschäftigen.

3. Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen über das Wesen katholischer Kirchenmusik soll die Tatsache sein, dass nichts in der Liturgie der Kirche Selbstzweck ist, sondern alles Verweischarakter besitzt. Die je eigene Schönheit des Kirchengebäudes, die herrlichen Kultgewänder und heiligen Geräte, der wohlduftende Weihrauch, der Kirchenschmuck und so auch die Kirchenmusik sind in einen höheren Zusammenhang eingeordnet und haben im wesentlichen eine zweifache Aufgabe: Zum einen dienen sie der Verherrlichung und des Lobpreises der unermesslichen Größe und Majestät Gottes und sind somit so etwas wie eine - natürlich begrenzte - Antwort des Menschen auf die Erfahrung eines Gottes, der alles menschliche Begreifen um ein vielfaches übersteigt. Zum anderen wollen diese Dinge den Gläubigen helfen, gleichsam diese materielle Welt zu übersteigen, alle Erdenschwere hinter sich zu lassen und die Herzen zu der höheren, geistigen und ewigen Wirklichkeit des Heiligen zu erheben. Dies könnte man mit dem Churer Theologen und Philosophen Heinrich Reinhardt das Prinzip der „sacrifera sacralitas“ nennen, eine Atmosphäre der Sakralität, die uns Menschen eine Erfahrung des Heiligen schenkt, die über diese materielle Realität hinausweist (http://www.katholik.com/sakral.htm). In der Schönheit und im Glanz der kirchlichen Liturgie spiegelt sich im Hier und Jetzt ein wenig von der alles überstrahlenden göttlichen Schönheit wider, die irdische Liturgie ist gleichsam ein Vorkosten der himmlischen Liturgie und mit dieser also verbunden, wie es besonders in der östlichen Tradition verstanden wird und wie es auch vom Zweiten Vatikanum in SC 8 formuliert worden ist: 
In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird, zu der wir pilgernd unterwegs sind, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes, der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes.

4. Wie aber kann speziell die Kirchenmusik dies alles erreichen? Sie wirkt auf die Seele des Menschen ein und löst in ihr Affekte aus, wodurch sie den Menschen bei der Transzendierung des Irdischen unterstützt. 
Wie weinte ich bei den Hymnen und Gesängen auf Dich, mächtig bewegt vom Wohllaut dieser Lieder deiner Kirche. Die Weisen drangen an mein Ohr, und die Wahrheit flößte sich ins Herz, und inniges Gefühl wallte über: Die Tränen flossen, und mir war wohl bei ihnen. 
So beschreibt Augustinus als mediterraner Mensch in den Confessiones seine Empfindungen, die in ihm durch den Kirchengesang in Mailand ausgelöst worden sind. Tiefe Ergriffenheit breitet sich also im Herzen derer aus, die diese Hymnen hören; es wäre wert, solche Zeugnisse über die Wirkung der musica sacra durch die Jahrhunderte zu sammeln, man würde beträchtliches finden. Ganz unterschiedliche Emotionen können in der Seele geweckt werden, alle aber hingeordnet auf das Heilige und Ewige. Ein heiliger Ernst, fern aller Zerstreung durch das Irdische soll das Innere des Menschen erfüllen: Mächtig-brausende Orgeltöne z.B. lassen uns etwas von der Größe und Majestät Gottes spüren und künden von einer anderen Wirklichkeit, leisere und ruhige Orgelmusik regt eher zur Meditation und Besinnung an. Der erhabene Gregorianische Choral in seiner großen Strenge und „trunkenen Nüchternheit“ zeigt dem Menschen, dass er nun gleichsam die Welt mit ihrer Geschäftigkeit und Diesseitsorientierung, also alles das, was vor dem Heiligtum ist, verlässt und den Bereich Gottes betritt, das Heiligtum. Er erinnert uns immer wieder auch an den Anspruch, den Gott an unser aller Leben stellt, und dem wir so oft nicht entsprechen. Ähnliches gilt etwa für die erhabene klassische Vokalpolyphonie eines Palestrina, Orlando di Lasso und für viele andere große und kleine Meister aller Jahrhunderte.

5. Da es um die Transzendierung des Menschen geht, dürfte es verständlich sein, dass sich die musica sacra zB. von der Musik, die man in einem Kaufhaus oder einer Unterhaltungssendung in Radio und Fernsehen hören kann, unterscheiden muss. Hinzu kommt, dass diese Musik völlig andere Wurzeln als die abendländische Kirchenmusik hat. Die moderne Rockmusik etwa besitzt diese im letzten in der afrikanischen Stammesmusik. Diese ist größtenteils auf die evocatio ausgerichtet, die Beschwörung von Göttern oder Dämonen, christliche Kirchenmusik auf die adoratio, die Anbetung Gottes. Aber auch in unserer Zeit, wo die Anfänge der modernen Popmusik kaum mehr im Bewusstsein der Massen sein dürften, besitzt sie eine andere Ausrichtung: Durch ihre eigenen musikalischen Ausdrucksformen, ihre schnellen Rhythmen, aber auch ihre Texte will die moderne Unterhaltungsmusik Zerstreuung und Ablenkung bieten, sie will Geschichten des alltäglichen Lebens, von Liebe und Leidenschaft, von Freude und Kummer erzählen, sie will je nachdem auch Protest ausdrücken oder einfach nur als Musik zum Tanz auffordern. Pop- und Rockmusik sind mit ihren musikalischen Ausdrucksformen naturgemäß nicht auf das Ewige ausgerichtet, was ja auch gar nicht ihr eigener Anspruch ist, sondern mehr auf den Augenblick, auf eine gewisse Gefälligkeit, auf eine unmittelbare Eingängigkeit. Wohlgemerkt: Diese Musik besitzt zweifelsohne ihre Berechtigung im Leben der Menschen, das steht außer Frage; sie sollte jedoch nicht mit Schlagzeug, E-Gitarre und hämmernden Rhythmen in den heiligen Raum eindringen. Machen wir die Probe auf Exempel: Nur sehr wenige würden wohl auf die Idee kommen, auf einer Geburtstagsparty durchgängig Gregorianischen Choral oder Palestrina erklingen zu lassen. Wenn im Fernsehen übrigens unsere schönen Dome, Kirchen und Klöster vorgestellt werden, hört man im Hintergrund sehr oft Gregorianik oder klassische Vokalpolyphonie. Dies ist eine ganz natürliche und nahe liegende Assoziation.

6. Für die Kirchenmusik ergibt sich heute eine zweifache Aufgabe: Zum einen muss der große thesaurus musicae sacrae intensiv gepflegt werden, was wiederum auch das Zweite Vatikanische Konzil in SC 114 betont:  
Der Schatz der Kirchenmusik möge mit größter Sorge bewahrt und gepflegt werden. Die Sängerchöre sollen nachdrücklich gefördert werden, besonders an den Kathedralkirchen. Dabei mögen aber die Bischöfe und die übrigen Seelsorger eifrig dafür Sorge tragen, daß in jeder liturgischen Feier mit Gesang die gesamte Gemeinde der Gläubigen die ihr zukommende tätige Teilnahme auch zu leisten vermag.
Doch ebenso muss diese großartige Tradition in unserer Zeit lebendig und adäquat fortgeführt werden. Nicht nur zur Bewahrung, sondern auch zur Weiterentwicklung ist die Kirchenmusik aufgerufen. Auch unsere Zeit muss ohne jeden Zweifel einen würdigen Beitrag zur musica sacra in all ihren Bereichen leisten. Kriterium jeglicher Neuschöpfung muss aber sein, ob die beiden eingangs beschriebenen Intentionen der Kirchenmusik erfüllt sind, die Verherrlichung und Anbetung Gottes und die Transzendierung des Menschen. Hierzu dürfen nur wirklich geeignete Ausdrucksformen unserer Zeit Verwendung finden, die jedoch die Gläubigen, denen die Eigenarten moderner Satztechnik nicht vertraut sind, auch nicht verschrecken sollten. So wird man etwa auf eine nicht zu extensive Verwendung von Dissonanzen achten müssen. Ebenso wird es wichtig sein, die große Tradition des Kirchenliedes angemessen weiterzuführen. Hierbei kommt es neben gediegener musikalischer Komposition auch auf Texte an, die poetisch gehobenes Niveau besitzen. Um anzudeuten, welche Wege hier beschritten werden sollten, sei stellvertretend zB. Jochen Klepper genannt. Als kleines Hörbeispiel habe ich das berühmte Gedicht von Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten“ in der Vertonung von Otto Abel angeführt. Es ist kein Zufall, dass die Melodie aus dem Jahre 1959, gleichsam also vom Vorabend der 60er Jahre stammt. Denn in der evangelischen wie in der katholischen Kirche haben die 60er und 70er Jahre dazu geführt, dass viele Zeitgenossen mit „Neuem Geistlichen Lied“ nahezu ausschließlich Lieder im Sacro-Pop-Stil mit Schlagzeug und E-Bass verbinden, eine Entwicklung, die es zu korrigieren gilt, ja mehr noch, ein schmerzender Bruch, den es zu heilen gilt. 



7. Fürst Wladimir von Kiew hatte einst Gesandte zu den Deutschen, Polen, Griechen und Bulgaren mit der Prüfung beauftragt, welche Religion am besten für sein Reich sei. Als diese aus Konstantinopel zurückkamen, waren sie überwältigt von der Erhabenheit und Schönheit der Liturgie, die sie in der Hagia Sophia erlebten, so dass sie verwundert fragten, ob sie noch auf Erden oder schon im Himmel seien. Größeren Glanz könne man auf Erden unmöglich finden. Fürst Wladimir entschied sich daraufhin für die byzantinische Kirche und ließ sich im Jahre 988 taufen. Die Schönheit der Transzendenz bereits ahnungsweise in dieser Welt erfahrbar zu machen, ist eine grundlegende Aufgabe der Kirchenmusik. Wo übrigens hätten sich die Gesandten aus Kiew wohl gewähnt, wenn sie an einem Gottesdienst mit Pop-, Rock- oder gar Technomusik teilgenommen hätten?

Mittwoch, 30. Mai 2012

Michel Chapuis, Improvisation


Ein faszinierendes Beispiel hoher Improvisationskunst. Michel Chapuis improvisiert hier im "stylus phantasticus" des norddeutschen Barocks in der Tradition Buxtehudes, Lübecks, Böhms. Toccatenartige Passagen mit schnellen, virtuosen Läufen lösen sich mit fugierten Abschnitten ab. Es fallen einem unwillkürlich die Worte des greisen Jan Adam Reincken ein, die er an Johann Sebastian Bach richtete, als er diesen über den Choral „An Wasserflüssen Babylon“ improvisieren hörte; „Ich dachte, diese Kunstwäre ausgestorben. Ich sehe aber, dass sie in Ihnen noch lebt“.

P.S.: Die Improvisation beginnt 00:40. Zuvor werden Bilder der Kirche Saint-Louis en l'Ile in Paris gezeigt.

Sonntag, 27. Mai 2012

Veni creator spiritus in der Fassung von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594)


Im vorliegenden Beispiel wechselt sich jeweils eine polyphone Bearbeitung, der jeweils der gregorianische Cantus firmus zugrunde liegt, mit einer gregorianisch gesungenen Strophe ab. Das gregorianische "Veni creator spiritus" zu Beginn dient gleichsam als Intonation, vergleichbar dem vom Zelebranten intonierten "Gloria in excelsis Deo", dem auch ein polyphoner Satz folgen kann. 

Es handelt sich um einen der bekanntesten Hymnen der Lateinischen Liturgie. Gemeinhin schreibt man ihn Rabanus Maurus (780-856) zu. Er dient als Hymnus der Pfingstvesper und wird auch bei Weihen etc. gesungen. Im deutschen Kirchenlied ist er die textliche Grundlage für "Komm, Schöpfer Geist".

Das Griechische in der päpstlichen Liturgie


In feierlichen Papstmessen wird das Evangelium sowohl Lateinisch als auch Griechisch gesungen. Dieser Brauch, der schon in den Ordines Romani bezeugt ist, dürfte aus der Zeit stammen, in der es in Rom eine nicht kleine griechischsprachige Gemeinde gab. Heutzutage ist dieser Brauch ein Symbol dafür, dass die Botschaft des Evangeliums bis an alle Enden der Erde gelangt. Latein und Griechisch sind die beiden wichtigsten Weltsprachen der Kaiserzeit und Spätantike und symbolisieren Ost und West. Zum anderen kann man es auch als Symbol für die große Nähe von römischer und byzantinischer Kirche sehen, die trotz vieler Spannungen in der Geschichte auch und vielleicht gerade heute besteht und auch so von immer mehr Vertretern der Kirchen empfunden wird. Schließlich ist der Dialog mit den Ostkirchen ein großes und wichtiges Anliegen unseres Papstes.

Griechisch - die Sprache des Neuen Testaments und der byzantinischen Kirche


Beginnen wollen wir unsere kleine Sprachgeschichte heute mit der griechischen Sprache als der Originalsprache des NT, weshalb ihr in der christlichen Tradition eine besondere Dignität zukommt. Das Griechische ist mit dem Lateinischen zusammen die wichtigste Kultursprache des antiken Europas und beide Sprachen sind für eine intensive Auseinandersetzung mit europäischer Kultur und Geistesgeschichte unabdingbare Voraussetzungen.

Die frühesten Sprachzeugnisse des Griechischen stammen aus Mykenischer Zeit, gehören also dem 14. – 12. Jh. v. Chr. Diese sind in einer Silbenschrift verfasst, die auch als Linear B bekannt ist. Sie wurde erst im 20. Jh. entziffert. Die charakteristische Schrift der Griechen, die sie bis auf den heutigen Tag verwenden, verdankt sich der Übernahme und Adaptation des phönizischen Alphabets gegen 800 v. Chr. Nun steht einer Herausbildung der großen klassischen Literatur nichts mehr entgegen. Die führende Stadt ist hierbei im 5. und 4. Jh. Athen, so dass das attische Griechisch eine besondere Bedeutung erhält. Stellvertretend seien hier Namen wie Thukydides, Platon, Xenophon und Aristophanes genannt.

Beim Griechischen des NT handelt es sich allerdings nicht um das klassische Griechisch, sondern das sog. Koine-Griechisch (= Gemeinsprache), das durch die Feldzüge Alexanders des Großen und die gewaltige Ausbreitung griechischer Kultur entstanden ist. Die verschiedenen Dialekte des Griechischen (Attisch, Jonisch, Dorisch etc.) werden zu einer einzigen Sprachform vereinigt, wobei das Attische gewissermaßen die Funktion einer „Leitsprache“ übernimmt.

Griechisch wurde im Hellenismus zu einer Weltsprache im Sinne einer Verkehrs- und Standardsprache, die von Südfrankreich (griechische Kolonien waren dort zB. Nizza und Marseille) bis nach Indien und ins heutige Afghanistan gesprochen wurde. Im römischen Reich, das die hellenistischen Diadochenreiche ablöste (Diadochen sind die Nachfolger Alexanders des Großen), waren viele gebildete Römer zweisprachig. Kaiser Marc Aurel schreibt seine „Selbstbetrachtungen“ nicht lateinisch, sondern griechisch, vermutlich in dem Empfinden, dies sei die der Philosophie angemessene Sprache. Ab dem 4. Jh. geht die Zweisprachigkeit Im Westen immer mehr zurück. Augustinus zB. berichtet in seinen Confessiones, wie mühsam er die griechische Sprache erlernte. Personen wie der große Philosoph und Staatsmann Boethius, der als Lateiner im 6. Jh. hervorragend Griechisch beherrschte, sind in dieser Zeit schon große Ausnahmen. 

Anders sieht die Situation im Osten des römischen Reiches aus. Das Lateinische hatte sich hier nie wirklich durchsetzen können, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die Umgangssprache im Byzantinischen Reich das Griechische war. Die Verwaltungs- und Rechtssprache ist zwar bis Kaiser Justinian Lateinisch, aber die lingua franca des Ostens war schon immer das Griechische. Die Schriftsteller hatten sich etwa seit dem 1. Jh. v Chr. von der Koine abgewendet und dem Vorbild der klassischen attischen Autoren des 5. / 4. vorchristlichen Jahrhunderts zugewendet. Man nennt dies auch „Attizismus“. Wer etwas auf sich hielt, schrieb so wie Xenophon. Diese attizistische Tendenz wird auch im Byzantinischen Reich gepflegt, so dass immer mehr eine Diglossie, d. h. ein Auseinandertreten von gesprochener Volks- und Schriftsprache eintritt, die für die griechische Sprache charakteristisch bleiben sollte. 

Nach der türkischen Eroberung Griechenlands und Konstantinopels (1453) halten die Griechen an ihrer Sprache fest, nehmen aber viele Lehnworte aus dem Türkischen auf. Nach dem Ende der türkischen Herrschaft 1823 gibt es Bestrebungen, zur klassischen Sprache der Antike zurückzukehren. Allerdings wählt man als Schriftsprache eine dem antiken Griechisch nahestehende Sprachform, die allerdings nicht völlig identisch mit diesem ist. Man bezeichnet sie als die „Reinsprache“ (Kathareuousa) gegenüber der „Volkssprache“ (Demotike). Erstere ist die offizielle Sprache Griechenlands gewesen und wurde obligatorisch im Bildungs- und Rechtswesen verwendet. Erst 1976 wurde in Griechenland die Vorherrschaft der Kathareuousa zugunsten der Volkssprache aufgegeben. Neben einer noch heute in Kathareuousa erscheinenden Zeitung (Hestia) pflegt die orthodoxe Kirche in ihren offiziellen Verlautbarungen die alte Hochsprache.

In ihrer Liturgie verwendet sie weder Kathareuousa noch Demotike, sondern die alte Koine, so dass man mit guten Griechisch-Kenntnissen eigentlich alles verstehen kann, wenn auch nicht vom Hören, so denn doch mit Textvorlage. Denn die Aussprache ist auch in der Liturgie die neugriechische, die sich von unserer Aussprache an Schulen und Universitäten beträchtlich unterscheidet.

Abschließend noch die kleine Textprobe Apg 2, 1-4:         

1Καὶ ἐν τῷ συμπληροῦσθαι τὴν ἡμέραν τῆς πεντηκοστῆς ἦσαν πάντες ὁμοῦ ἐπὶ τὸ αὐτό.
2καὶ ἐγένετο ἄφνω ἐκ τοῦ οὐρανοῦ ἦχος ὥσπερ φερομένης πνοῆς βιαίας καὶ ἐπλήρωσεν ὅλον τὸν οἶκον οὗ ἦσαν καθήμενοι:
3καὶ ὤφθησαν αὐτοῖς διαμεριζόμεναι γλῶσσαι ὡσεὶ πυρός, καὶ ἐκάθισεν ἐφ' ἕνα ἕκαστον αὐτῶν,
4καὶ ἐπλήσθησαν πάντες πνεύματος ἁγίου, καὶ ἤρξαντο λαλεῖν ἑτέραις γλώσσαις καθὼς τὸ πνεῦμα ἐδίδου ἀποφθέγγεσθαι αὐτοῖς.