Der Begriff „Klampfenkatholizismus“ ist eine
ironische und kritische Bezeichnung für die Verwendung der Gitarre als
Begleitinstrument für den Gemeindegesang sowie die meist hiermit verbundene liturgische "Bastelmentalität", die zur "Freestyleliturgie" führt. Hierbei muss man aber zwei Ebenen
unterscheiden:
Zum einen ist die Gitarre in größeren Räumen
wie Kirchen nicht unbedingt geeignet zur Begleitung des Gemeindegesangs. Gitarre
wie auch Laute sind eher für die Begleitung einzelner Sänger oder kleinerer
Gruppen angemessen. Hinzu kommt jedoch entscheidend, dass die Gitarre als bewusstes Element einer Desakralisierung eingesetzt wird, was die musikalische
Faktur der von ihr begleiteten Lieder unterstützt. Es entsteht mehr eine „Lagerfeueratmosphäre“
als die einer kultisch-liturgischen Handlung. Die Verwendung der Gitarre in der
Liturgie ist ein Phänomen bzw. ein Relikt der 60er und 70er Jahre, als Protest
gegen eine traditionell orientierte Hochliturgie mitsamt der überkommenen
Kirchenmusik und der Orgel und entspringt so sicher dem Geist der "theologischen 68er".
Zum anderen dürfen aber solche kritischen
Bemerkungen zur Art der liturgischen Verwendung der Gitarre dieses Instrument nicht
generell abwerten, wie es der Terminus „Klampfe“ nahezulegen scheint. Die Gitarre
sowie die ihr verwandte Laute sind Instrumente, die sich hervorragend auch für
anspruchsvolle polyphone Musik eignen und ihre eigene Schönheit entfalten
können. Als kleines Beispiel hier eine Fuge von J. S. Bach:
Ebenso
ist vor allem die Laute ein typisches Continuo-Instrument, das sehr gut für die
Begleitung einer Arie oder Sonate für Soloinstrument geeignet ist. Auch hier ein kleines Beispiel:
Die Beispiele zeigen, dass Gitarre und Laute eine ganz andere Dimension besitzen, als es das Gitarrenspiel in so manchem Jugendgottesdienst erahnen lassen würde. Wenn sich also auch die Gitarre aufgrund ihres eher leiseren Klangs nicht als Begleitinstrument des Gemeindegesangs in einer Kirche eignet, könnte sie in einem Ensemble oder auch zur Begleitung eines Sologesanges, etwas einem Lied aus Bachs Schemelligesangbuch, durchaus Verwendung finden, auch wenn man hier der Orgel als d e m kirchlichen Instrument meist den Vorzug gibt.
Insgesamt muss man aber festhalten, dass die
Art und Weise des "liturgischen Gitarrenspiels" dem Ansehen dieses
Instruments eigentlich erheblich schadet, impliziert man hier doch eher die
"Klampfe" am Lagerfeuer, die man auch mit geringerem Übungsaufwand zu
beherrschen glaubt, wonach es sich in manchem "modernem" Gottesdienst
dann auch anhört. Dies wird aber dem Instrument in keinster Weise gerecht.
Somit scheint die Gitarre auch ein "verkanntes" Musikintrument zu
sein, das seine Funktion als "Katalysator der Desakralisierung" überhaupt
nicht verdient hat.
Auch ein schönes Musikstück ist das "Antidotum Tarantulae" von Athanasius Kircher: http://www.youtube.com/watch?v=uyjnwwrFet8
AntwortenLöschenUnd nicht zu vergessen das etwas flottere Stück "Tarantella" Napolitana: http://www.youtube.com/watch?v=3N5dfGUbtSA&feature=related
Ich gehe gerne in einen Kreis von jungen Christen, wo wir auch Lieder singen und durch Gitarren begleitet werden - von Leuten die es können. Und in solchen Situationen - wir sind ca. 25 Leute - und in solchen Räumen - größeres Zimmer - ist das auch super, passt und eignet bestens auch für religiösen Gesang. Aber in die Kirche gehört das nicht. Es scheint mir dem Raum und der Autentizität des Ortes nicht angemessen. Man spielt ja auch in der Semperoper keinen Hard-Rock oder Gangsterrab.
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